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Die drei Gesichter des Krieges (Ende 10. Runde)

 
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Asmodean
Patriarch


Anmeldungsdatum: 18.08.2003
Beiträge: 2453

BeitragVerfasst am: Di Apr 20, 2004 7:34 am    Titel: Die drei Gesichter des Krieges (Ende 10. Runde) Antworten mit Zitat

Der erste Traum


Dunkelheit...


Leere...


Einsamkeit...


Wo war er? Wer war er? Alles um ihn herum nur Dunkelheit, Leere, Einsamkeit...

Dann plötzlich ein Licht in der Ferne. Er konnte nicht erkennen, woher das Licht kam, seine Quelle blieb verborgen. Doch es war etwas neues, anderes als die dunkle einsame Leere...

Er setzte sich in Bewegung, erst langsam, zögerlich, dann, als das Licht sich zu entfernen schien, immer schneller. Schliesslich rannte er, doch das Licht entfernte sich weiter...

Ein weiterer Schritt und die Dunkelheit war verschwunden, doch auch das helle strahlende Licht war verblasst und hatte einem schwachen flackerndem Feuerschein Platz gemacht. Statt der Leere war dort eine Waldlichtung, und auch die Einsamkeit war vergangen, denn auf der Lichtung saßen drei Gestalten, die Blicke ins Feuer gewandt. Das Lagerfeuer knisterte, der Wind pfiff durch die Bäume und die Blätter raschelten. Der Duft von gebratenem Fleisch erfüllte die Luft.

Als er ans Feuer trat, blickte die erste Gestalt auf. Sie war eine junge Frau, ihre Gesichtszüge nur schwer zu erkennen im Schein des Lagerfeuers. Sie trug braune, fast bronzefarbene Kleidung, die aus den Fellen und Häuten vom Keiler und vom Wolf, vom Fuchs und vom Hirsch gefertigt war.


"Wer bist du", fragte er.

"Ich kämpfe, um zu leben, um mich und die meinen zu ernähren und zu kleiden. Ich ehre jene, die durch mich den Tod finden, denn sie erhalten mich am Leben", sagte sie. "Weshalb kämpfst du?"

Sie senkte den Blick und schwieg.


Die zweite Gestalt war ein Mann mit stolzen edlen Gesichtszügen. Er trug eine glänzende Rüstung aus silbernem Stahl und silbernem Fell.

"Ich kämpfe für Ruhm und Ehre, um die Schwachen von den Starken zu trennen und die meinen zu beschützen. Der Kampf ist ein Test der Stärke, der Tapferkeit und des Mutes", sagte er. "Warum kämpfst du?"

Der Mann senkte den Blick und schwieg.


Die dritte Gestalt war ebenfalls ein Mann, angetan in einer Rüstung aus rotgoldenem Metall und schwarzem Leder. Sein im Schatten liegendes Gesicht strahlte Härte aus, in seinen Augen lag Wahnsinn.

"Ich kämpfe um des Kämpfens Willen. Ich berausche mich am Klang von Stahl auf Stahl und am metallischen Geruch des Blutes. Am Abgrund des Todes zu tanzen und Tod zu bringen lässt mich spüren, dass ich lebe", sagte er. "Warum kämpfst du?"


Er wusste keine Antwort.



Schweißgebadet erwachte er...
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Asmodean


Zuletzt bearbeitet von Asmodean am So Jul 25, 2004 5:03 pm, insgesamt 4-mal bearbeitet
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Asmodean
Patriarch


Anmeldungsdatum: 18.08.2003
Beiträge: 2453

BeitragVerfasst am: Di Apr 20, 2004 8:01 am    Titel: Antworten mit Zitat

Der zweite Traucm


Helligkeit...


Lachen...


Musik...


Die Luft war erfüllt vom Duft von gebratenem Fleisch, Tabakqualm und Bier, vom Klang hölzerner Würfel, die über die Tische rollten, vom Klimpern von Münzen, Lachen, lauten Stimmen, Lautenspiel...


Wo war er? Wer war er?


Der Ort war ihm vertraut, er kam oft hierher, immer wenn ihm das Leben in der Wildnis auf das Gemüt schlug und er sehnsucht nach Gesellschaft verspürte. Seine Kleidung war die eines Waldläufers. Er war Förster eines Lords, dachte er. Wie konnte er das nur vergessen haben...

Die Tür öffnete sich und die Geräusche verstummten. Gespräche wurden mitten im Satz unterbrochen, die Würfel und die Wetteinsätze blieben unbeachtet liegen. Das Lautenspiel endete mit einem schrillen Ton.

Soldaten hatten die Schenke betreten. Sie trugen ein Wapen auf der Brust. Als er auf seine Brust blickte, entdeckte er das selbe Wappen auch auf seinem Jägerwams, allerdings von Wind und Wetter stark verblasst.

Die Soldaten stellten sich zu beiden Seiten der Tür auf, und ein reich gekleideter Mann betrat den Raum. Sein Lord, dachte er. Er kam nur selten hier her, und niemals brachte er gute Nachrichten mit sich.

"Heute nacht wurde gewildert", sagte der Lord und warf ihm einen bösen Blick zu. "Während mein Wildhüter sich die Zeit mit Bier und billigen Schankmädchen vertreibt, schoss ein Wilderer einen Pfeil ins Herz eines weissen Hirsches."

Der Lord trat an seinen Tisch. "Letzten Winter haben wir einen Wilderer bestraft. Wie war sein Name?"

Er nannte den Namen, und einer der Soldaten deutete dem Lord etwas ins Ohr flüsternd auf eine Gestalt am Ende des Raumes. Dort war der Mann, der im letzten Winter eine Hirschkuh geschossen hatte, um seine Familie vor dem Hungertod zu bewahren.

Der Lord trat auf den Mann zu. Auf ein Nicken mit dem Kopf hin, traten die Soldaten an ihm vorbei und packten den Mann. Sie drückten seinen Arm auf einen Tisch, einer hielt den Unterarm, der andere sie Hand, die nur noch drei Finger hatte. Wilddieben wurden hierzulande Ringfinger und Mittelfinger abgeschnitten. Der Lord griff nach einem Fleischerbeil, welches auf einem Tisch in der Nähe lag und schlug zu. Einer der Soldaten griff eine Fackel und brannte den Armstumpf aus. Ein anderer griff nach der Hand, ging damit, eine Spur aus dunklem Blut hinterlassend, durch den Raum und warf die Hand auf seinen Tisch.

"Tu deine Pflicht, Wildhüter, und nagel dies an die Tür, als Warnung für alle, die sich am Wild deines Herrn vergreifen."

Dann verliessen die Soldaten und ihr Herr das Gasthaus. Ein Frau trat an seinen Tisch, der Kleidung nach eine Jägerin.

"Grausam ist der Herr", sagte sie mit flüsternder Stimme.

"Es ist Gesetz", antwortete er.

"War er schuldig", fragte sie.

"Er hat bereits einmal gewildert", sagte er zögernd.

"Und er wurde bestraft", sagte sie.

"Ja...", antwortete er und blickte auf die Hand, die vor ihm auf dem Tisch lag. Eine Hand mit drei Fingern. Wie sollte ein Mann mit drei Fingern einen Bogen spannen, einen Pfeil einlegen, die Sehne durchziehen und einen Pfeil ins Herz eines Hirsches schiessen?

Er wandte sich zu der Frau um, doch er war allein am Tisch.




Er erwachte, und Zweifel erfüllten ihn...
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Asmodean


Zuletzt bearbeitet von Asmodean am Fr Apr 23, 2004 5:08 pm, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Asmodean
Patriarch


Anmeldungsdatum: 18.08.2003
Beiträge: 2453

BeitragVerfasst am: Mi Apr 21, 2004 7:32 am    Titel: Antworten mit Zitat

Der dritte Traum


Dämmerung...


Kälte...


Lärm...


Wo war er? Wer war er?


Der Marktplatz war erfüllt von einer Menschenmenge. Höhnische Rufe schallten zu dem hölzernen Podest hinauf. Der blutverschmierte Richtblock und die grosse Henkersaxt waren ihm nur allzugut bekannt, hatte er sie doch bereits viele Male im Namen des Gesetzes geschwungen. Trotz der eisigen Winde, die über den Markplatz wehten und dem Schneeregen, der vom Himmel fiel, schwitzte er unter der weißen Kapuze, die schon in Kürze von roten Flecken verunreinigt sein würde, ebenso wie sein weisses Henkersgewand.

Er warf einen kurzen Blick auf die junge Frau vor seinen Füssen. Die Verbrecherin, korrigierte er sich in Gedanken und versuchte, das Mitleid, das er fühlte, zu unterdrücken. Sie hatte sich ihrem Herrn widersetzt und war dem Gesetz nicht gefolgt. Dafür würde sie heute sterben.

Sein Blick wanderte zur anderen Seite des Holzpodestes. Dort stand ihr frischgebackener Ehemann. Man hatte ihn in Eisen geschlagen, dennoch wütete er gegen seine Fesseln. Wenn die Sache vorüber war, würde er in die Minen geschickt werden. Zwei Leben zerstört, weil sie sich nicht an das Gesetz gehalten hatte...

Fanfaren ertönten, und ein prächtiger Zug ritt durch eine schnell von Soldaten geschaffene Gasse durch die Menschenmenge. Jubel erklang, als der oberste Lehnsherr in einer Sänfte auf den Platz gebracht wurde. Laufen konnte er noch nicht wieder, und ob er je wieder sein Recht als Herr dieser Gemeinde wahrnehmen konnte, wussten die Medizis nicht zu sagen. Am Fuss des Podestes halfen zwei Pagen dem alten korpulenten Lord in einen grossen bequemen Sessel, der dann von vier Männern über eine Rampe auf das Holzgerüst getragen wurde. Der Verband am Oberschenkel des Edelmannes wies rote Flecken auf.

Er fuhr noch einmal mit der Hand über die Schneide seiner Axt. Sie war scharf und ohne Scharten. Er hatte sie die halbe Nacht mit dem Schleifstein bearbeitet. Es würde ein schneller sauberer Hieb werden. Die Fanfaren ertönten erneut, und die Jubelschreie verstummten.

Der Oberste Richter trat vor und entrollte ein Schriftstück. Mit lauter wohlklingender Stimme las er vor:

"Dieses schändliche Weib hat sich des Verbrechens schuldig gemacht, die Hand gegen unseren geliebten Lehnsherren erhoben zu haben. Am gestrigen Abend erschien unser Lord auf der Hochzeitsfeier dieser Metze, um ihr zur Vermählung zu gratulieren und der Verbindung seinen Segen zu geben, indem er sein Jus Prime Nocte - das Recht der ersten Nacht - wahrnimmt.

Doch statt ob dieser Ehre demütige Dankbarkeit zu zeigen, leisteten sie und ihr Gemahl Widerstand, als der gnädige Lord sie in sein Gemach bringen wollte. Soldaten mussten den Mann niederschlagen, bevor sich das Weib dem Gesetz beugte und ihrem Herrn auf sein Schloss folgte.

Doch als unser Lehnsherr dann zu ihr ins Bett stieg, stiess die elende Verbrecherin ein Messer in seinen Oberschenkel. Sie vergoss das Blut ihres Herrn, ein Verbrechen, dass nur eine Strafe kennt... den Tod!

Ihr Ehemann, der seine Hand gegen die Soldaten seines Lord erhoben hat, wurde zur lebenslangen Zwangsarbeit in den Minen verurteilt."

Der Richter rollte die Anklageschrift wieder zusammen und nickte ihm zu. Er wollte eben auf seinen Platz schreiten, um sein Handwerk zu verrichten, als ein Mann an ihn herantrat.

"Wäre er ein Gemeiner, dann stände er an ihrem Platz", flüsterte der Ritter ihm zu.

"Aber er ist ein Lord und es war sein Recht", sagte er.

"Worauf fusst dieses Recht", fragte der Mann.

"Es ist das Gesetz des Königs...", sagte er zögernd.

"Sie ist nicht das Eigentum weder des Königs noch des Lords. Sie ist keine Sklavin, nicht einmal eine Leibeigene."

"Aber das Gesetz..."

"Tut Euer Werk und dient dem Gesetz. Oder dient der Gerechtigkeit..."

Er trat in die Mitte des Podestes und hob seine Axt. Auf eine Geste des Lord hin ließ er die Axt niedersausen...




Er erwachte mit Tränen in den Augen.
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Asmodean


Zuletzt bearbeitet von Asmodean am Fr Apr 23, 2004 5:08 pm, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Asmodean
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Anmeldungsdatum: 18.08.2003
Beiträge: 2453

BeitragVerfasst am: Fr Apr 23, 2004 3:58 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Der vierte Traum


Feuerschein...


Hitze...


Gesang...


Wo war er? Wer war er?


Die Lagerfeuer waren weit herunter gebrannt und am Horizont waren die ersten Zeichen der Morgenröte zu sehen. Überall an den Feuern saßen oder lagen die Krieger des Stammes besammen. Alkohol war reichlich geflossen in der Nacht, Schlachten waren besungen worden, Gefallenen gedacht und tapfere Feinde geehrt. So war es immer. Erst das Blutvergiessen, dann wurde der Toten gedacht. Und so würde es auch an diesem Tage sein. Es war das Leben eines Kriegers, hart, unbarmherzig und ewig dem Tode ausgesetzt....

Er saß abseits, alleine am Feuer. Das Schwert lag auf seinen Beinen, scharf wie ein Rasiermesser. Er hatte es die ganze Nacht geschärft, während die anderen gefeiert hatten, hatte er die Zeichen des letzten Tages ausgetilgt.

Ein Mann trat an sein Feuer und reichte einen Weinschlauch zu ihm herab. Er sah kurz auf, fuhr dabei weiter mit dem Wetzstein über die Schneide. Nicht einmal hatte die Bewegung ausgesetzt. Als er keine Anstalten machte, den Schlauch zu nehmen, schüttelte der Mann den Kopf und wandte sich schaudernd ab.

Ein anderer Mann kam ans Feuer, klopfte dem davongehenden Krieger auf die Schulter und nahm ihm den Weinschlauch ab. Dann liess er sich neben ihm nieder. Er sah nicht auf, schliff weiter sein Schwert, welches keinen Makel aufwies. Der Neuankömmling warf ihm einen Blick zu und nahm dann einen grossen Schluck aus dem Weinschlauch und reichte ihn dann an ihn weiter.

"Trink", sagte er. "Es ist vielleicht deine letzte Gelegenheit."

"Der Alkohol macht euch träge und müde. Er schwächt euch und wird euch das Leben kosten", erwiderte er, den angebotenen Schlauch ignorierend.

"Der Wein ist aus der Beute der letzten Nacht. Wir haben hart gekämpft, um ihn zu bekommen. Freunde haben das Leben dafür gelassen."

"Alles, was wir erbeuten, gehört dem Kriegsherrn", sagte er mit einem tadelnden Seitenblick. Seine Hände bewegten den Schleifstein mechanisch über das Schwert.

"Er wird das eine Fass schon nicht vermissen, wenn es ihm keiner verrät", sagte der Mann und blickte ihn misstrauisch an. "Du verrätst uns doch nicht?"

"Wer weiß, ob ich dazu noch eine Gelegenheit habe", erwiderte er.

Der Mann schüttelte den Kopf. "Du suchst den Tod, und doch zögerst du ihn hinaus..."

"Ich diene meinem Herrn, sonst nichts", sagte er bestimmt.

"Ja, sonst nichts. Du kostest deine Siege nicht aus, du lebst nicht. Eigentlich bist du schon tot."

Ein Horn erklang, das Zeichen, sich bereit zu machen. Ein neue Kampf, eine neue endlose Nacht...



Als er erwachte, fühlte er sich leer...
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Asmodean


Zuletzt bearbeitet von Asmodean am Fr Apr 23, 2004 4:50 pm, insgesamt einmal bearbeitet
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Asmodean
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Anmeldungsdatum: 18.08.2003
Beiträge: 2453

BeitragVerfasst am: Fr Apr 23, 2004 4:17 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Der letzte Traum


Dunkelheit...


Leere


Einsamkeit...


Wo war er? Wer war er?


Das Licht, unendlich weit entfernt und doch in einem Augenblick erreicht...


Die Lichtung. Das Feuer. Die drei Gestalten.


Sie, die Jägerin, die strahlend Schöne...


Er, der Ritter, der Ehrenhafte...


Er, der Krieger, der Blutgierige...


Ihre Stimmen erklangen im Chor.


"Warum kämpfst du?"


Er sah ins Feuer und dachte nach. Er sah in ihre Gesichter und kannte die Antwort.


"Ich kämpfe, weil es SEIN Wille ist und ich SEIN Werkzeug..."


"Das war nicht immer so", sagten die drei im Chor.


"Die Erinnerung ist verblasst", sagte er.


"Das Wissen wurde gestohlen. Doch es soll zurückgegeben werden."


Schmerz...


Verwirrung...




Als er erwachte, sah er zum ersten Mal seit langem wieder vollkommen klar...
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Asmodean
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Anmeldungsdatum: 18.08.2003
Beiträge: 2453

BeitragVerfasst am: Fr Apr 23, 2004 5:45 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Andacht

Wie jeden Tag verbrachte er den meisten Teil des Tages im Heiligtum. Die Türen waren verriegelt, damit er nicht gestört wurde. Auf einem Tisch standen Speisen und Erfrischungen bereit, sollte er Hunger oder Durst verspüren. Alles war wie immer, und doch anders...

Er spürte SEINE Anwesenheit, doch die religiöse Verzückung blieb aus. SEINE Präsenz war schwach. Er hatte seinen Geist vor IHM verschlossen. Stattdessen hörte er drei andere Stimmen in seinem Geist. Sie lehrten ihn, was er vergessen hatte. Sie erzählten ihm von den drei Gesichtern des Krieges, von der Jagd, vom Duell, von der Schlacht. Sie liessen die Vergangenheit aufleben, die Erinnerung an alte Schlachten, tapfere Kämpfe, glorreiche Siege und nicht minder glorreiche Niederlagen, an die Freude am Kampf, wenn das Adrenalin durch die Adern strömte und der drohende Tod einen um so deutlicher spüren liess, dass man lebte. All das hatte er aufgegeben...

Sie erzählten auch von IHM, dem Weltenvernichter, dem Zerstörer. Er erkannte, dass SEINE Massstäbe zu hoch waren, um ihnen genügen zu können. ER war nicht böse, aber ER war auch nicht gut. ER war eine Naturgewalt, der man nichts entgegensetzen konnte. Alles was war, musste einst vergehen, und auch wenn SEINE Gründe aus ihrer Sicht falsch waren, so grollten sie IHM nicht deswegen. Sie grollten IHM, weil ER die Menschen benutzte. Ihnen ihren eigenen Willen nahm. Ihnen weismachte, das Ende könne abgewendet werden...

Darum hatten sie zu ihm Kontakt gesucht. Darum hatten sie die Träume geschickt. Er war ein Kämpfer. Er lebte ihren Weg, doch durch IHN war er verdorben worden. Er war leer gewesen, kannte keine Freude mehr im Leben, nur noch die Pflicht und seinen Dienst für IHN. Doch nun hatten sie ihm die Augen geöffnet...

Viel Blut war in SEINEM Namen vergossen worden. Menschen waren gestorben, tapfere Krieger gefallen, ohne geehrt worden zu sein. Ein gefallener Kamerad verdiente es, dass man seiner gedachte. Ein würdevoller Feind verdiente, das man ihn ehrte. Doch ER verlangte nur mehr Opfer...

Die Scheiterhaufen hatten gebrannt. Sicher waren auch Schuldige gerichtet worden, doch wieviele Unschuldige hatte er auf den Feuern der Inquisition gerichtet? Wieviele falsche Geständnisse hatten seine Knechte in den Folterkammern der Festung erpresst? Alles, um IHM zu dienen? Er hatte seine Ehre verloren, war blind gewesen und taub...

Das Ende einer jeden Welt war unabwendbar, das hatten sie ihm gezeigt. Ein Mensch konnte SEINEN Massstäben niemals gerecht werden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ER so erzürnt war ob der Fehlbarkeit der Sterblichen. ER forderte Perfektion, Gehorsam, Unterwerfung...

Sie waren anders. Sie boten Schutz, und sie boten Führung. Sie wussten von der Fehlbarkeit der Menschen. Sie kannten den Kampf in all seinen Formen. Die Jagd. Das Duell. Die Schlacht. Der Kampf lag in der Natur der Sterblichen, wie er in ihrer Natur lag. Waren sie einst sterblich gewesen? Sie wussten es nicht mehr. Sie waren ebenfalls nicht perfekt...

Die Jägerin, die mit einem Bogen aus Sternenlicht und Pfeilen aus Sonnenfeuer über jene wacht, die um das Überleben kämpfen...

Der ehrenvolle Ritter, der mit einem Schild aus Morgenröte jene schützt, die Ruhm und Ehre suchen und ihren Mut und ihre Tapferkeit beweisen wollten...

Der wahnsinnige Krieger, der mit seinem Schwert aus Donner und Blitz jene führt, die um des Blutvergiessens Willen kämpfen und sich am Klang der Schlacht ergötzen...


Sie waren seine neuen Götter. Er war nicht länger SEIN Werkzeug, nicht länger SEINE Marionette. Er war ein Kämpfer! Würden die anderen ihm folgen? Oder würden sie weiter SEINEM Willen unterworfen sein?
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Asmodean


Zuletzt bearbeitet von Asmodean am Do Jun 17, 2004 11:00 am, insgesamt 4-mal bearbeitet
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Asmodean
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Anmeldungsdatum: 18.08.2003
Beiträge: 2453

BeitragVerfasst am: Mo Apr 26, 2004 7:47 am    Titel: Antworten mit Zitat

Schritte in der Dunkelheit

Nacht lag über der Stadt. Der Mond war hinter dunklen Wolken verborgen und die Laternen schon lange gelöscht. Nach der Sperrstunde wagte sich niemand aus dem Haus, ausser er war im offiziellen Auftrag der Herren der Stadt unterwegs.

Wie ein Schatten huschte er durch eine Gasse. Leise Schritte, als er durch eine Pfütze lief. Dann lag der grosse Marktplatz vor ihm, auf dem die fahrenden Händler tagsüber ihre Waren feilboten. Wenige schnelle Schritte von Stand zu Stand, und er hatte sein Ziel erreicht.

Ein grosser Monolith aus weissem, von rotgoldenen Adern durchzogenem Marmor stand in der Mitte des Platzen. Magie hatte die Spuren von Kupfer und Gold vermischt und an die Oberfläche treten lassen. Worte waren gebildet worden, die SEINE Gesetze und Gebote verkündeten. Es war ein Monument SEINER Herrschaft über diesen Ort.

Lange hatte er darüber nachgedacht, wie er die neue Botschaft an seine Kameraden weitergeben sollte. Einfach auf sie zuzugehen und ihnen die Wahrheit zu sagen, das war sein erster Antrieb gewesen. Und wahrscheinlich sein Ende. Dann hatte er darüber nachgedacht, Gerüchte ausstreuen zu lassen. Er hatte Diener, die ihm jeden Wunsch von den Augen ablasen und jeden seiner Befehle ohne zu zögern befolgten. Schliesslich war er SEIN oberster Diener auf Erden gewesen. Doch das war er nicht länger. Er hatte sich von IHM abgekehrt und konnte sich nicht mehr auf die Loyalität seiner Untergebenen verlassen. Es gab nur eine Möglichkeit, Gerüchte zu verbreiten. Er musste es selbst tun.

Deshalb war er im Schutze der Dunkelheit in die Stadt gekommen. Er kannte die Wachpläne, die Patroullienrouten und die magischen Fallstricke, die des nachts die Stadt sicherten. Es war ihm ein leichtes gewesen, hierherzukommen, etwas, was einem niederen Untergebenen niemals gelingen würde.

Auch wusste er, das einfache Gerüchte nichts bewirken würden. Sicher, würde das einfache Volk lauschen, einige würden sogar zweifeln und den Gerüchten glauben schenken, doch seinen Brüdern und Schwestern konnte er damit nicht die Augen öffenen. Es würde eine Säuberungsaktion geben, eine Reihe von Verhaftungen und Hinrichtungen, und die Gerüchte würden verstummen. Nein, er musste etwas Spektakuläres tun.

Der unzerstörbare Monolith war das Symbol SEINER Herrschaft - hier musste er ansetzen. Er trat näher an den sieben Schritte hohen Stein, legte seine Hände an und rief die Kraft der Magie in seinem Inneren an, eine Kraft, die ER ihm gegeben hatte. Sofort begann ER wieder gegen die mentale Barrikade zu wüten, die er mit ihrer Hilfe errichtet hatte. Sie hielt stand, doch er wusste, er durfte nicht zu lange brauchen, sonst würde ER einen Weg in seinen Geist finden.

Die roten Adern im Stein begannen sich zu bewegen, die Worte, die sie bildeten, verschwammen und bildeten sich neu. Nun verkündete das Monument nicht länger SEINEN Willen. Neue Worte standen dort.

Alandra

Vortas

Krul


Er lächelte. Dies würden seine Kameraden nicht so schnell ungeschehen machen können. Der Monolith war unzerstörbar. Die Adern gehorchten nur seinem Willen. Und er war zu schwer, um ihn fortschaffen zu können, zu gross um ihn verhüllen zu können. Man würde ihn sehen, man würde die Worte sehen, man würde flüstern, fragen, spekulieren...

Er hörte Schritte. Die Nachtwache. Es war Zeit zu verschwinden, in weniger als eine Stunde würde ein Bote an seine Tür klopfen. Er verschwand im Schatten...
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Asmodean


Zuletzt bearbeitet von Asmodean am Sa Mai 01, 2004 6:11 pm, insgesamt einmal bearbeitet
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Asmodean
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Anmeldungsdatum: 18.08.2003
Beiträge: 2453

BeitragVerfasst am: Di Apr 27, 2004 9:17 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Täuschungen

Es war gelaufen wie geplant. Die Nachtwachen hatten den Frevel entdeckt und sofort einen Boten zu seinem Quartier geschickt. Er hatte es gerade noch geschafftt, den geheimen Zugang zu seinem Schlafgemach zu schliessen und sich seiner Kleider zu entledigen, als der Bote auch schon an seine Tür klopfte.

Mit unbewegter Miene lauschte er den Worten des Kuriers und zeigte dann den angemessenen Zorn. Er liess sich von seinen Dienern ankleiden, rief eine Abordnung Tempelkrieger zu sich und machte sich auf den Weg. Am Denkmal angekommen, versuchte er, die Schrift auf dem Monolithen wiederherzustellen, doch es gelang ihm nicht. Er wollte selbstverständlich nicht, dass es ihm gelang. Wäre einer seiner Kameraden anwesend gewesen, sie hätten ihn sofort durchschaut, doch die einfachen Soldaten bemerkten nicht, dass er nicht wirklich nach SEINER Macht griff.

Als es schliesslich dämmerte, standen ihm Schweissperlen auf der Stirn. Er hatte nur winzige Mengen von SEINER Energie genutzt, um die Schrift einige Male verschwimmen zu lassen, doch bereits dieser kurze Kontakt hatte SEINEM Angriff neue Kraft verliehen. Er musste sich mit aller Kraft gegen die Angriffe auf seine geistige Blockade wehren. Als er schliesslich erschöpft zusammenbrach, war dies nur wenig gespielt.

Man brachte ihn zurück in seine Gemächer, wo er sich einige Stunden ausruhte. Dann war der Augenblick gekommen. Eine Abordnung seiner Kameraden kam, um ihn zu einer Ratssitzung zu holen...


"Der Frevel ist von ungeheurem Ausmass", sprach gerade der Todeswunsch, als er den Saal betrat. Ein kurzer Blick liess ihn erkennen, dass alle Mitglieder der Gemeinschaft anwesend waren, in Kriegszeiten keine Selbstverständlichkeit. "Wir wissen noch nicht, was es mit den Worten auf sich hat, doch eines ist sicher: Wir haben es mit einem neuen und mächtigen Feind zu tun!"

Als sein Stellvertreter ihn bemerkte, hielt er inne. "Hier ist unser Oberhaupt, SEIN oberster Diener persönlich. Lasst uns hören was er uns zu sagen hat."

Nachdem Todeswunsch Platzgenommen hatte, trat er in die Mitte des Saals. Er blickte sich um, sah in die Gesichter der Anwesenden, sah Fragen und Zorn. Doch keine Furcht, keine Zweifel, was ihn einerseits mit Stolz, andererseits auch mit Bedauern erfüllte.

"Brüder und Schwestern", begann er. "Ihr wisst alle, was in der Nacht geschehen ist. Ein Frevler verübte einen Anschlag auf das Monument SEINER Herrschaft über die Stadt und diese Welt. Drei Worte stehen dort, wo bislang SEINE Gebote und Gesetze verkündet wurden. Lange habe ich gekämpft, SEINE Macht angerufen und versucht, SEINE Worte zu erneuern, doch die Kräfte vergingen im Nichts."

Gemurmel erhob sich. Dann erhob sich einer der Strategen in der ersten Reihe. Belgarath war es, der die Frage stellte, die alle bewegte.

"Was soll nun geschehen?", verlangte er zu wissen.

"Was können wir tun", sagte er. "Das Monument ist unzerstörbar, es kann auch nicht fortgebracht werden. Wir müssen den Platz absperren..."

Protestschreie erhoben sich von den Bänken. Beranor war es, der schliesslich die Bedenken zu Wort brachte. "Die Stadt ist auf den Handel angewiesen. Wenn wir den Marktplatz schliessen, werden keine Händler mehr kommen. Nahrungsknappheit wäre die Folge, und allerlei andere Güter würden ebenfalls fehlen. Es könnte zu einem Aufruhr unter der bevölkerung kommen..."

Er dachte, als ob er über die Worte nachdächte. Dann nickte er schliesslich. "Ihr habt recht, wir können den Markt nicht schliessen."

"Wir sollten zunächst gar nichts unternehmen", meinte Jaded. "Mit der Zeit werden sich die Menschen an den Anblick gewöhnen. Und wir haben Zeit, uns eine Lösung für das Problem einfallen zu lassen."

"Vor allem müssen wir herausfinden, was es mit den drei Worten auf sich hat", meinte der Todeswunsch. "Sie stammen aus keine bekannten Sprache und scheinen auch keine magische Bedeutung zu haben."

"Ich werde mich in die Archive des Ordens begeben und Nachforschungen anstellen", verkündete er schliesslich. "Bis dahin gehen wir unseren Geschäften nach."

Zustimmendes Nicken, wenn auch jeder mehr erhofft hatte. Damit endete die Ratssitzung. Einer nach dem anderen gingen sie an ihm vorbei aus dem Saal.
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Asmodean


Zuletzt bearbeitet von Asmodean am Sa Mai 01, 2004 6:11 pm, insgesamt einmal bearbeitet
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BeitragVerfasst am: Sa Mai 01, 2004 6:02 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Fälschungen

Er warf ein weiteres Pergament auf den Stapel und griff nach einer neuen staubigen Schriftrolle. "Die Gründung Midnorias" stand dort in grossen Lettern, darunter viel Geschwafel über die Gründung einer Stadt, welche es schon lange nicht mehr gab. Bilder blitzen vor seinem geistigen Auge auf, Erinnerungen aus alten Zeiten, als er, ein stolzer Feldherr, den Grundstein für diese Stadt legte. Wie lange mochte das schon her sein?

Er entrollte die Schriftrolle und legte sie vor sich auf das Schreibpult. Nachdem er die Ecken mit Steinen beschwert hatte, rief er seine Magie herbei. Er nutzte sie nur in kleinen Mengen, denn auch wenn ER nur noch gelegentlich versuchte, die geistige Barrikade zu durchbrechen, die er mit ihrer Hilfe errichtet hatte, so wusste er doch, dass ER nicht aufgegeben hatte. Das wütende Hämmern gegen die Barrikade war einem zögerlichen Bohren und Probieren gewichen, einem Suchen nach Schwachstellen.

Er konzentrierte sich auf seine Arbeit und drängte IHN in den Hintergrund. Er las die Rolle, bis er eine Stelle fand, die ihm geeignet erschien. "Heute wurde der Tempel geweiht", stand dort. Kein Wort darüber, wem der Tempel geweiht war. Er lenkte die Magie, und die Worte auf dem Schriftstück änderten sich. "Heute wurde der Tempel der Drei Gesichter des Krieges geweiht", stand dort nun. Er rollte das Pergament wieder zusammen und liess es auf den Stapel neben sich fallen.

Einhundertsechsundzwanzig Schriftstücke, Pergamente, Bücher und Dokumente hatte er auf diese Weise verändert. Beweise dafür, dass er und seine Gefährten einst ihrem Weg gefolgt waren. Er hatte keine echten Beweise gefunden. Ob es sie je gegeben hatte wusste er nicht. Sie hatten nie Gefolgschaft befohlen, niemals Verehrung gefordert. Sie zeigten jenen, die dem Weg des Krieges folgten, lediglich die Möglichkeiten auf.


Ein Geräusch hinter ihm liess ihn herumfahren. Ein Mann hatte die Archive betreten. Der Alte vom Berge stand dort und beobachtete ihn.


"Ihr wart erfolgreich", fragte der Alte. Lag da Misstrauen in seiner Stimme?


"Ich weiß nicht", sagte er. "Viele Andeutungen, hier und da ein kurzer Satz, der eines der drei Worte enthält."


Der Alte trat an den Stapel und nahm wahllos ein Schriftstück in die Hand.


"`Heute war ein glorreicher Tag´", las er vor. "`Mit Kruls Hilfe waren wir siegreich. Wir haben die Gunst des Kriegers mit dem Blut unserer Männer und dem Blut unserer Feinde vergolten."


Asmodean beobachtete den Alten genau. Dieser warf das Pergament achtlos auf den Stapel zurück und wischte sich die Hände an seinen Gewändern ab, als hätte er etwas unreines berührt.


"Ketzerei", sagte der Alte.


"Es wurde in den alten Tagen geschrieben, bevor wir IHM folgten", erwiderte er.


Der Alte sah ihn lange an, dann drehte er sich um und verliess ohne ein weiteres Wort den Kellerraum.
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Asmodean


Zuletzt bearbeitet von Asmodean am Fr Jul 09, 2004 10:59 am, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Anmeldungsdatum: 18.08.2003
Beiträge: 2453

BeitragVerfasst am: Mo Mai 10, 2004 8:14 am    Titel: Antworten mit Zitat

Entlarvt

Die Schriftstücke lagen auf einem Tisch in der Mitte des Ratssaals ausgebreitet. Alle einhundertsechundzwanzig Bücher, Pergamente und Dokumente waren von der Ratsversammlung begutachtet worden. Nun wussten sie, wer Alandra war, wer Vortas war, wer Krul war. Sie wussten auch, dass sie einst ihrem Weg gefolgt waren. Nun würde sich zeigen, wie fest ER ihre Seelen in seiner Hand hatte, wie weit SEIN Einfluss reichte. Sie waren Krieger, und wenn sie IHM nicht vollkommen hörig waren, bestand die Chance, dass sie sich SEINEM Griff entziehen würden...

Er blickte sich noch einmal um und fragte sich erneut, wo sein Stellvertreter war. Er würde niemals ohne Grund eine so wichtige Ratssitzung verpassen. Die hitzigen Diskussionen drangen kaum zu ihm durch. Er spürte, dass etwas falsch war, etwas stimmte nicht. Ein ungewisses Gespür von Gefahr, von heraufziehendem Unheil...

Plötzlich flogen die grossen Türen des Ratssaales auf. Eine Gruppe von Ordenskriegern betrat den Raum, nahm Aufstellung mit gezogenen Waffen. Ihnen folgte der Todeswunsch, betrat den Saal, stellte sich vor den Stuhl des Oberhauptes und sah ihn an. Zorn lag in seinen Augen.

"Asmodean, einstmals SEIN Oberster Diener, hiermit beschuldigen wir Euch des Hochverrats, der Gotteslästerung und der Ketzerei! Ihr seid Eures Amtes enthoben und werdet in den Kerkern der Festung einer hochnotpeinlichen Befragung unterzogen werden, um zu offenbahren, wie weit Euer Verrat geht. Danach werdet Ihr durch das Feuer geläutert und SEINEM Richtspruch überantwortet."

Asmodean sah sich um. Ein halbes Dutzend der besten Krieger seiner Leibgarde standen dort im Saal verteilt, die Waffen blank gezogen und die grimmigen Blicke auf ihn gerichtet. So schnell wandten sich also die Loyalitäten. Er erhob sich und sah Todeswunsch herausfordernd an.

"Ihr denkt wirklich, Ihr und Eure Lakaien seid in der Lage, mich zu besiegen", fragte er herablassend? Todeswunsch lächelte nur und befahl seinen Männern, Asmodean zu ergreifen.

Asmodean schüttelte den Kopf ob der Dummheit der Soldaten und griff nach der Quelle seiner Magie ... und fand nichts! Panisch blickte er erneut auf Todeswunschs Gesicht und sah, weshalb dieser so selbstsicher auftrat. ER hatte einen neuen Diener gefunden! Nun erst bemerkte Asmodean auch, dass ER die Versuche, seine geistige Blockade zu durchbrechen, aufgegeben hatte. ER hatte seine Macht aus Asmodean zurückgezogen. Asmodean war endlich vollkommen frei... und hilflos seinen Feinden ausgesetzt.

Die ersten beiden Soldaten waren schon fast auf Waffenreichweite herangekommen. Asmodean sah sich gehetzt um. In den Gesichtern seiner Kameraden sah er Bestürzung, Zorn, Verwunderung. Aber keiner würde ihm beistehen. Einer der Soldaten trat an ihn heran und packte seinen Arm. Asmodean spürte das Blut durch seine Adern rauschen, Kampfeslust erfüllte ihn. Er sah einen Doch im Gürtel des Soldaten stecken. Ehe er sich versah, hatte er in schon in der Hand und seinem Besitzer in die Brust gestossen. Der Mann sah ihn bestürzt an und liess sein Schwert fallen. Bevor es den Boden berührte, fing Asmodean es auf und streckte den zweiten Soldaten mit einem schnellen Hieb nieder.

Es war Ewigkeiten her, dass er ein Schwert in der Hand gehalten hatte, doch kaum schlossen sich seine Hände um das Heft, da wurden er und die Waffe eins. Asmodean wehrte die Angriffe von drei weiteren Gardisten ab und verwundete einen am Arm, den anderen am Bein. Den dritten trieb er mit einer Folge schneller Schläge zurück, um sich Platz zu verschaffen. Als er sich so aus der ärgsten Bedrängnis befreit hatte, drehte er sich um und rannte in Richtung Tür. Nur ein Mann stand noch zwischen ihm und dem Weg aus der Falle. Als er Asmodean auf sich zukommen sah, verzehrten sich seine Augen vor Furcht. Asmodean entwaffnete ihn innerhalb von Sekunden und schlug ihn mit der flachen Seite seines Schwertes nieder. Der Weg war frei.

"Schmerz", hörte er Todeswunsch rufen, als er eben durch die Tür treten wollte. Seine Muskeln verkrampften sich, seine Haut brannte, seine Nerven vibrierten förmlich vor Agonie. Er liess das Schwert fallen, versuchte einen schritt zu machen, stürzte. Das erste Mal verspürte er SEINE Macht am eigenen Leib. Höllenqualen beraubten ihn jeden klaren Gedankens. Er wand sich nur noch am Boden und schrie aus Leibeskräften. Vor seinen Augen wurde es schwarz, als ihn die Bewusstlosigkeit von seinen Schmerzen erlöste. Das letzte was er wahrnahm, war Todeswunschs kalte Stimme, die befahl, ihn in den Kerker zu bringen.
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BeitragVerfasst am: Do Mai 13, 2004 4:11 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Folter

Als Asmodean wieder erwachte, war es dunkel um ihn herum. Wasser tropfte irgendwo von einer unsichtbaren Decke und fiel in eine Pfütze. Es roch nach faulem Stroh, Blut, Exkrementen, verbranntem Fleisch und Tod. Mühsam richtete Asmodean sich auf und nahm einen schwachen Lichtschein wahr. Fackelschein, der durch die schmalen Ritzen einer Tür hindurchschimmerte.

Als er sich auf die Beine erheben wollte, wurde es ihm einen Moment schwarz vor Augen und Schwindel brachte ihn zum Schwanken. Doch dann hatte er sich wieder gefangen und kam auf die Beine. Langsam kamen die Erinnerungen zurück, und ihm wurde klar, was er für ein Narr gewesen war. Er hatte versucht, sich gegen IHN zu erheben, doch nun würde er wohl mit seinem Leben dafür bezahlen. Doch er würde es teuer verkaufen...

Er taste sich an der Wand entlang , bis er eine Ecke erreichte. Dann schritt er erst die eine Wand ab, dann die andere. Der Raum, in dem er sich befand, mass drei Schritte in jeder Richtung. Es war also eine der Zellen nahe der Folterkammern, in die er gesperrt worden war. Normalerweise waren diese Zellen für zwei oder drei Gefangene gedacht gewesen. Wollte man ihm einen letzten Rest Ehre zugestehen, dass man ihn nicht mit den anderen Gefangenen zusammengepfercht hatte, dachte er belustigt. Was auch immer der Grund war, er hatte nun keine Zeit darüber nachzudenken. Soeben hatte er Schritte auf dem Gang vor seiner Zelle wahrgenommen und das Klirren von Waffen und Rüstungen.

Schnell stellte er sich an die Wand, links neben die Tür. Er hoffte, wenn die Männer die Zelle betraten, würde er einen von ihnen überwältigen und entwaffnen können. Ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt und umgedreht. Asmodean spannte seine Muskeln an und machte sich breit, zuzuschlagen. Der Riegel wurde zurückgeschoben, die Tür geöffnet. Er verdeckte seine Augen ein wenig, um nicht vom plötzlichen Licht geblendet zu werden. Dann wartete er, doch niemand betrat die Zelle. Er war einen Blick auf die Öffnung und sah einen Soldaten, der ein Stück den Gang entfernt auf dem Boden hockte, eine Armbrust im Anschlag und auf ihn gerichtet. So einfach würde er sie also nicht übertölpeln können...

"Nun kommt schon heraus", erklang eine kalte Stimme aus dem Gang. Asmodean hätte sie beinahe nicht erkannt. Sie war bar jeglicher Gefühle. Sie erinnerte Asmodean an seine eigene Stimme, als er noch unter SEINEM Einfluss stand. Es war die Stimme des Todeswunsches.

Asmodean trat vorsichtig ins Licht. In der Zelle zu bleiben brachte ihm nichts. Der Armbrustschütze hatte ihn im Visier und würde ihm einen Bolzen ins Herz jagen, bevor er sich auch nur bewegt hatte. Als er aus der Zelle schritt, sah er einen weiteren Schützen auf der anderen Seite des Ganges. Vier weitere Wachen hatten den Todeswunsch begleitet. Asmodean sah ein, dass derzeit ein Angriff sinnlos war. Er würde nicht nur die sechs Soldaten ausschalten müssen. Nun, wo dem Todeswunsch SEINE Macht zur Verfügung stand, war er ein beinahe unüberwindlicher Gegner. Asmodean würde ihn überraschen müssen, um auch nur den Hauch einer Chance zu haben.

Der Todewunsch sah Asmodean einen Augenblick aus seinen kalten Augen an. Gerade, als Asmodean den Blick abwenden wollte, befahl der Todeswunsch den Soldaten, ihm die Hände zu fesseln. Dann führte er den Trupp mit Asmodean in ihrer Mitte den Gang entlang, auf die Folterkammer zu.

Die Folterkammer war ein finsterer Ort, angefüllt von Leid, Schmerz und Tod, die spürbar in der Luft lagen und sich in den Steinen der Mauern festgesetzt hatten. Obwohl Asmodean nicht länger über SEINE Macht verfügte, nahm er die negativen Energien immer noch wahr. Schürrhaken, Ketten, Klingen und Peitschen hingen an den Wänden, Eiserne Jungfrauen, Streckbänke und Nagelbänke standen im Raum verteilt. Auf einem Tisch im Zentrum des Raumes lagen weitere Folterinstrumente, eiserne Zangen und Sägen, hölzerne Hämmer und Knüppel, magische Zwingeisen, Nadeln, Messer und vieles mehr. Kohlebecken erhitzen den Raum und bei Bedarf auch die Folterinstrumente, und die glühende Kohle selbst wurde auch nicht selten als Folterinstrument missbraucht. Alte und neue Blutflecken und Exkremente bedeckten den Boden und die Bänke.

Der Raum war derzeit unbenutzt, wie Asmodean mit einem schnellen Blick feststellte, aber die Anwesenheit der beiden Folterknechte zeigten ihm, dass es nicht lange so bleiben würde. Und soeben betraten zwei Männer im Gewand des Ordens den Raum. Mordred und Belgarath, wie Asmodean feststellte. Ihre Anwesenheit wunderte ihn. Belgarath hatte nie viel für Folter übrig gehabt und Mordred war viel zu ungeduldig, um die Vorzüge dieser Art der "Wahrheitsfindung" zu schätzen zu wissen. Auch der Todeswunsch schien von ihrer Anwesenheit irritiert zu sein.

Nachdem er den Wachen befohlen hatte, Asmodean an die Folterknechte zu übergeben, trat der Todeswunsch zu seinen beiden Ordensbrüdern. Asmodean versuchte, sie zu belauschen, doch es drangen nur wenige Worte zu ihm herüber. Doch soweit er mitbekam, war der Todeswunsch nicht erfreut von der Anwesenheit der beiden anderen, doch gelang es ihm auch nicht, sich ihnen gegenüber durchzusetzen und sie des Kerkers zu verweisen. Schliesslich kam der Todeswunsch zurück zu Asmodean, während sich die beiden anderen einige Schritte im Hintergrund hielten und scheinbar teilnahmslos zusahen.

Asmodean wusste, er hatte soeben eine Chance ungenützt verstreichen lassen. Wütend über sich selbst verfluchte er seine unbedachte Neugierde, die ihn hatte untätig bleiben lassen, statt die Ablenkung des Todeswunsches auszunutzen und die Flucht zu wagen. Er wehrte sich nun zwar, als die Wachen ihn auf eine der Folterbänke warfen und Stricke an seinen Händen und Füssen banden, doch mit gefesselten Händen und geschwächt von der Gefangenschaft konnte er es nicht mir sechs Männern aufnehmen. So dauerte es nicht lange und er lag nur noch mit einem Lendenschurz bekleidet auf der Streckbank, seinen Peinigern hilflos ausgesetzt.

Der Todeswunsch ging einmal um die Bank herum und blieb dann am Fussende stehen. Seine Hand legte er wie zufällig auf eines der Räder, mit denen die Stricke gezogen wurden. Asmodean bemerkte, dass einer der Folterknechte am Kopfende der Bank stand und sich bereit hielt, das andere Rad zu drehen.

"Nun", erklang die Stimme der Todeswunsches, "jetzt wollen wir uns unterhalten."

"Dafür hättet Ihr einen besseren Ort wählen sollen", erwiderte Asmodean mit einer Stimme, deren ruhiger Klang gar nicht zu der aufkommenden Panik in seinem Inneren passte. "Ein nettes Wohnzimmer, mit einem Kaminfeuer und einer Flasche Wein..." Asmodean schrie schmerzerfüllt auf, als der Todeswunsch und der Folterknecht gleichzeitig die Räder drehten und der zweite Folterknecht ihm einen Schnitt im linken Arm zufügte.

"Die Spässe werden Euch noch vergehen", sagte der Todeswunsch, als Asmdoeans Schrei verstummten. "Ich denke, Ihr wisst gar nicht, wie ernst Eure Lage ist."

"Und wie ernst ist meine Lage", keuchte Asmodean.

"Ihr habt Euren Gott verraten", sagte Todeswunsch. "Das bedeutet Euren Tod."

"Lieber Tod als SEINE Marionette", sagte Asmodean, gefolgt von einem weiteren Schrei, als die Stricke noch weiter angezogen wurden und ein weiteres Mal das Messer durch das Fleisch seines Armes fuhr.

"IHM zu dienen ist eine Ehre", sagte der Todeswunsch, "und unsere Pflicht als SEINE Diener. Einst wusstet Ihr das zu schätzen."

"Ich war verblendet, ER hatte meinen Geist vernebelt, aber sie haben mir die Augen geöffnet und mich aus SEINER Knechtschaft befreit", sagte Asmodean voller Überzeugung. Er spannte sich an, in Erwartung neuer Schmerzen. Doch diese blieben aus. Todeswunsch sah Asmodean an. Lag in seinen Augen tatsächlich so etwas wie Trauer?

"Damit sind wir beim Thema", erklärte der Todeswunsch nach einiger Zeit. "Ich will wissen, wie weit Ihr Eure Lügen über Eure angeblichen neuen Götter bereits verbreitet habt."

"Sie sind keine Lügen, ihr Weg ist der Weg des Krieges und jeder, der sein Leben auf den Schlachtfelder verbringt, folgt ihren Lehren. Doch sie fordern keinen Gehorsam und keine Unterwerfung, wie es SEINE Art ist!"

"Erzählt uns mehr von ihnen", mischte sich Mordred das erste Mal ein. Todeswunsch fuhr herum und betrachtete Mordred misstrauisch.

"Um einen Feind zu besiegen, muss man ihn kennen", sagte Mordred mit einem Schulterzucken. "Aber es ist Euer Verhör." Belgarath wandte sich ab und Asmodean vernahm ein Geräusch, was ein Husten zu sein schien, aber auch viel von einem unterdrückten Lachen hatte.

Asmodean blickte verwundert zu seinen ehemaligen Kameraden hinüber, dann auf Todeswunschs Gesicht. Er schien Belgaraths Verhalten nicht bemerkt zu haben, oder aber er ignorierte es. Asmodeans Gehirn arbeitete. Ein Gedanke wollte sich bilden, aber er bekam ihn nicht zu fassen. War die Macht vom Todeswunsch etwa nicht so fest wie sie beide dachten?

Ein erneuter Schmerz liess ihn aufschreien. Mit einer der Zangen hatte einer der Folterknechte glühende Kohle auf seine Brust geworfen. Asmodean bäumte sich auf und die Kohle fiel herunter. Brandblasen hatten sich auf seiner Brust gebildet, die nun mit einer grossen Nadel aufgestochen wurden. Salz wurde auf seine Brust und seinen Arm gestreut und liess die Wunden noch stärker brennen.

"Alandra, die Jägerin, die mit einem Bogen aus Sternenlicht und Pfeilen aus Sonnenfeuer über jene wacht, die um das Überleben kämpfen...", murmelte er leise vor sich hin. Die Stricke wurden länger gezogen.

"Bekennt Euch zu Euren Sünden und Euer Leiden wird ein Ende haben", hörte Asmodean die Stimme des Wunsches. Er sah verschwommen, das Mordred näher herangetreten war und Belgarath die Wachen in ein Gespräch verwickelt hatte.

"Vortas, der ehrenvolle Ritter, der mit einem Schild aus Morgenröte jene schützt, die Ruhm und Ehre suchen und ihren Mut und ihre Tapferkeit beweisen wollten...", sagte Asmodean. Ein Messer ritze das Fleisch am kleinen Finger seiner linken Hand, drang bis ins Fleisch. Ein Brandeisen wurde in seine rechte Seite gedrückt. Asmodean schrie auf.

"Lasst ab von Eurem Irrglauben und öffnet Euch SEINER Gnade, und Euch wird ein schneller Tod geschenkt". drang die Stimme des Todeswunsches in seinen Geist. Am Rande nahm er gerade noch wahr, das Mordred nun direkt hinter dem Todeswunsch stand, Vier der Wachen verliesen die Folterkammer, die beiden anderen sprachen noch immer mit Belgarath.

"Krul, der wahnsinnige Krieger, der mit seinem Schwert aus Donner und Blitz jene führt, die um des Blutvergiessens Willen kämpfen und sich am Klang der Schlacht ergötzen...", sagte Asmodean mit letzter Kraft. Die Stricke wurden länger gezogen. Eine Säge kratzte über den Knochen seines kleinen Fingers, frass sich Stück für Stück weiter.

"Der Schmerz wird ein Ende haben, sobald Ihr Euch von Eurem falschen Glauben lossagt", hörte er den Todeswunsch durch seine Schreie hindurch. "Jene, die sich IHM widersetzen, straft ER, aber wer IHM folgt, der...".

Die Stimme brach mit einem Schrei ab. Asmodean kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an. Er sah, wie der Todeswunsch zusammenbrach. Mordred hielt einen schweren Knüppel in der Hand, den er unter seinem Umhang verborgen haben musste. Asmodean war verwirrt, was ging hier vor? Er dachte schon, sein Ende wäre gekommen, als Mordred seine Hand hob und zwei Blitze auf ihn zu flogen. Doch sie flogen dicht über seinen Körper hinweg, und trafen die Folterer und verbrannten sie in Sekundenschnelle zu Asche. Im Hintergrund sah Asmodean noch, wie Belgarath einen langen Dolch aus der Brust des einen verbliebenen Soldaten zog und mit derselben Bewegung dem zweiten die Kehle durchschnitt. Der Soldat wollte um Hilfe schreien, doch ein Tritt gegen seinen Hals zertrümmerte ihm den Kehlkopf. Der zweite Soldat versuchte ebenfalls zu sprechen, doch der Schnitt durch seine Kehle hatte die Stimmbänder durchtrennt.

Mordred durchtrennte die Fesseln, und der Schmerz in Asmodeans Gelenken liess nach. Belgarath stand bereits am Kopfende und wirkte Naturmagie, um den Blutstrom aus dem abgetrennten Finger zu stoppen.

"Die "kalte Hand" ist Euch treu", hörte Asmodean ihn sagen. "Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass dies nicht für alle Mitglieder der "Sinflut" zutrifft", fügte Mordred hinzu, "aber Jaded und Beranor stehen mit Pferden bereit. Cyrus hat die Wachen am Tor mit Wein versorgt. Ich fürchte, sie werden aus ihrem Rausch nicht mehr erwachen."

Asmodean wurde besinnungslos und konnte den Worten kaum noch folgen...
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Zuletzt bearbeitet von Asmodean am Do Mai 13, 2004 6:41 pm, insgesamt 4-mal bearbeitet
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BeitragVerfasst am: Do Mai 13, 2004 9:00 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Das Ende naht

Tauron breitete die grosse Landkarte auf dem Tisch aus, die er selbst gezeichnet hatte.

„Kalte Hand ist auf unserer Seite und sammelt ihre Truppen hier, hier und hier“, sagte er und deutete auf verschiedene Stellen auf der Karte. „Sintflut und Sturmflut sind gespalten. Mordred konnte neben Beranor und Cyrus auch noch Schattenglanz für uns gewinnen. Er sammelt seine Armee hier“, er zeigte auf einen weiteren Punkt auf der Karte.

„Anthile ist dem Ruf des Alten vom Berge gefolgt“, warf Mordred ein, „ebenso wie Tiberus, Mahron und Chromath. Nachtfalke verhält sich neutral. Damit sind Jaded und Tauron die einzigen von Sturmflut, die unserer Sache beistehen.“ Asmodean fiel auf, das Mordred neuerdings schwarz-rote Kleidung zu bevorzugen schien. Die Farben Kruls, ging es ihm durch den Kopf.

„Rotes Meer hat sich dem Todeswunsch angeschlossen“, nahm Jaded den Bericht auf. „Mit Ausnahme von Bruder S, der sich wie Nachtfalke abwartend verhält. Götterdämmerung ist ebenfalls uneins. Tassadar und Cityhai scheinen sich uns anschliessen zu wollen, ebenso Gwydion. Die übrigen bleiben IHM treu.“

"Beowulf wurde gesichtet, ebenso Inja und Celegorn. Alle auf dem Weg zur Festung", fuhr Belgarath fort. "Uath und Adonos halten sich zurück. Die übrigen der Eisernen Faust scheinen sich uns anzuschliessen."

„Also beinahe Gleichstand“, meinte Tauron. „Siebzehn Rebellen, neunzehn Treue, Euch und den Todeswunsch nicht mitgezählt. Vier unentschlossene...“

Asmodean erhob sich und begann rastlos im Raum hin- und herzuwandern. Draussen pfiff ein stürmischer Wind ums Haus und riss an den Fensterläden und Türen. Als Asmodean an einem Fenster vorbeikam, warf er einen Blick hinaus. Rote und grüne Blitze zuckten aus einem wolkenlosen Himmel herab. Asmodean warf einen Blick auf einen Stapel mit Berichten, die in den drei Wochen seit seiner Flucht eingetroffen waren. Hungersnöte und Seuchen suchten das Land heim. Im Norden hatte ein Erdbeben vier Städte zerstört und im Westen brannten nach einem Vulkanausbruch etliche Wälder. Zwei Elfenstädte waren evakuiert worden, bevor das Feuer sie erreicht hatte. Für eine dritte war es zu spät gewesen....

Er wandte sich zu seinen Kameraden um. „Machen wir uns nichts vor“, sagte er. „Selbst wenn alle für uns wären und der Todeswunsch allein mit seinen Truppen die Ordensfestung verteidigen würde, könnten wir sie nicht im Sturm nehmen. Und für eine Belagerung ist es zu spät.“ Betretenes Schweigen war die Antwort. Sie wussten es alle, doch kaum einer wollte es sich eingestehen. Der Reset war nahe. Mordred war der erste, der seine Stimme wiederfand.

„Was wollt Ihr dann tun“, fragte er. „Tatenlos auf den Untergang warten? Euch feige verkriechen? Ihr habt uns auf den Weg des Krieges zurückgebracht. Nun, dann lasst uns kämpfend untergehen!“

„Wir müssen die Ordensfestung erobern, wenn wir diese Welt verlassen wollen“, sagte Belgarath. „Ohne sie gibt es keinen Ausweg.“

Asmodean blickte von einem zum anderen. Es fiel ihm schwer, dies zu offenbahren, aber sie hatten ein Recht auf die Wahrheit. „Selbst wenn wir die Festung in unsere Hand bekommen, gibt es keinen Ausweg. Ohne SEINE Macht können wir die Kräfte des Portalsteins nicht nutzen.“

„Dann ist es also aussichtlos“, fragte Jaded. Asmodean nickte, und es herrschte wieder Schweigen. Diesmal war es Jaded, die es brach.

„Dann lasst uns heimlich in die Festung gehen und dafür sorgen, dass die anderen ebenfalls nicht entkommen“, sagte sie mit einem zornigen Funkeln in den Augen. Mordred sah sier erst erstaunt, dann bewundernd an. „Ein Plan nach meinem Geschmack“, meinte er. Tauron machte ein nachdenkliches Gesicht und verließ den Raum. Belgarath stimmte nach einer Weile ebenfalls zu, den Orden in dieser Welt gefangen zu setzen. Nun galt es einen Weg in die Festung zu finden.

Tauron kehrte nach einer Weile zurück, ein zusammengerolltes Pergament unter dem Arm. Er zog die Weltkarte vom Tisch und liess sie achtlos auf den Boden fallen. Stattdessen breitete er eine Karte der Ordensfestung und ihrer Umgebung aus. Er beugte sich über die Karte und hielt sich kurz schmerzerfüllt den Kopf, ebenso Mordred, Jaded und Belgarath. Asmodean sah sie voller Mitleid an. Als Tauron den Blick bemerkte, lächelte er beruhigend und winkte ab.

„Es geht schon. ER versucht es immer noch, aber SEINE Angriffe werden schwächer. Ich glaube, ER gibt langsam auf.“

Asmodean liess das Thema auf sich beruhen. Er kannte SEINE Macht besser als jeder andere in diesem Raum, und er wusste, ER würde nicht aufgeben und nun, da er sich dieser Welt näherte, würden die Angriffe auf die geistigen Blockaden der Abtrünnigen eher stärker werden als schwächer. Doch ihm blieb nichts anderes übrig, als auf die Stärke seiner Gefährten zu vertrauen.

„Hier“, brachte Tauron seine Aufmerksamkeit auf das eigentliche Thema zurück. Asmodean blickte auf die Stelle der Karte, auf der Taurons Finger lag. Er blickte Tauron fragend an.

„An dieser Stelle bündeln sich magische Kraftlinie“, erklärte Tauron, als er die fragenden Gesichter sah. Ein Lichtung in einem Gebirgswald, mit Drachen leicht zu erreichen. Die Bündelung der Kraftlinien sollte es uns ermöglichen, genug magische Kraft aufzunehmen, um uns durch die magischen Banne hindurch in die Tempelstadt zu teleportieren.

Verwundert blickte Asmodean auf. Er hatte von dieser Schwachstelle nichts gewusst. Aber Tauron war nicht umsonst der Kartograph der Gilde. Mordred stieß ein boshaftes Lachen aus. Ein irrsinniges Funkeln lag in den Tiefen seiner Augen. „Damit wird der Todeswunsch niemals rechnen“, sagte er. „Wir brauchen eine Ablenkung“, meinte Jaded nachdenklich. „Doki, Tassadar und die anderen müssen einen Angriff starten.“

Asmodean nickte und so begann die Planung, um den Orden zu vernichten...
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BeitragVerfasst am: Sa Mai 15, 2004 9:10 pm    Titel: Antworten mit Zitat

In die Höhle der Haie


Der Himmel war sternenklar und der Mond stand als volles Rund über der schlafenden Welt. Magische Entladungen zuckten in Form von roten, grünen und gelben Blitzen über das Firmament. In der Ferne stiegen Rauchwolken auf, Zeichen von Bränden, entweder durch die zerstörerischen Gewalten des herannahenden Untergangs oder durch marodierende Armeen und plündernde Horden, die das gebeutelte Land heimsuchten.

Asmodean hatte vergessen, wie berauschend der Ritt auf dem Rücken eines Drachen sein konnte. Vier der majestätischen Kreaturen waren dem Ruf des Ordens gefolgt, allen voran Spitfyr, welcher einstmal über die Drachenscharen Midnorias geherrscht hatte. Blutrot waren seine Schuppen, sein Odem wie die Glut eines Vulkans. Auf seinem Rücken zu reiten gab Asmodean ein Gefühl von Macht.

Hinter ihm flogen nebeneinander Eiswind und Frostfeuer, die Eisdrachen. Bläulich schimmendes weiß war ihre Farbe, und ihr Atem ließ die Luft selbst gefrieren. Auf ihren Rücken saßen Mordred, schwarzrot gekleidet einen deutlichen Kontrast zu Eiswinds kalter Pracht bildend, und Jaded, deren Schönheit nur von der überirdischen Aura Frostfeuers überstrahlt wurde.

Den Abschluss bildete Pestbringer, grünschimmernd-schwarze Schuppen und einen giftigen Atem, dem kein Wesen wiederstehen konnte. Auf ihm ritt Tauron, der als einzige wusste, wo ihr Ziel zu finden war.

Die vier Drachen waren seit zwei Tagen und drei Nächten unterwegs. Die Ordensfestung lag weit abseits der bewohnten Gebiete. Mächtige Banne verhinderten, dass sich ein ungebetener Gast direkt in die Tempelstadt begeben konnte und lenkten alle nicht genehmigten Teleportationsversuche auf eine der Anreisestellen ausserhalb der Mauern um. Die magischen Banne blockierten aber nicht nur Magie, sondern bildeten auch eine undurchdringliche Barriere für Luftschiffe, Greifen, Rocs ... und Drachen. Somit blieb die angebliche Schwachstelle, die Tauron kennen wollte, der einzige Weg, um unbemerkt in die Stadt zu kommen.

Auf ihrem Weg hatten die Drachen die halbe Welt überquert. Überall bot sich das Bild der Zerstörung. Naturgewalten, Hungersnöte und Seuchen suchten die Welt heim. Menschen, Elfen, Orks und Zwerge zogen auf der Suche nach einer sicheren Zuflucht durchs Land. Die grossen Machtblöcke sammelten sich in den Zentren ihrer Macht und bereiteten sich auf die Flucht vor. Die IHM treuen Ordensbrüder hatten sich wohl mittlerweile ebenfalls in der Festung versammelt, um im richtigen Moment die Macht des Portalsteins zu wecken und mit SEINER Hilfe in eine andere Welt zu fliehen. Die Abtrünnigen hatten ausserhalb der Mauern einen Belagerungsring errichtet. Zelte, soweit das Auge reichte, Krieger aller Rassen, Magier, Ritter, Bogenschützen. Eine Streitmacht, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte, hatte sich versammelt, um ein Schauspiel zu veranstalten, welches es vier einzelnen Kämpfern ermöglichen sollte, unbemerkt einzudringen und den Portalstein zu stehlen oder, wenn möglich, an Ort und Stelle zu zerstören.

Taurons Reitdrache holte auf und setzte sich neben Spitfyr. Asmodean warf einen Blick hinüber und sah, dass Tauron nach unten deutete. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Auf einen Befehl Asmodeans hin setzten die Drachen zur Landung an. Die Lichtung, auf der die Drachen ihre Reiter absetzten, bevor sie wieder aufstiegen und am Nachthimmel verschwanden, schien vollkommen normal. Der Wind wehte durch die Bäume, ein Bach plätscherte munter durch die Dunkelheit. Einige grosse Felsbrocken waren das einzig ungewöhnliche. Doch obwohl Asmodean über keine Magie mehr gebieten konnte, spürte er, dass hier eine grosse Ansammlung von magischer Energie. Tauron, Mordred und Jaded stellten sich sogleich auf. Auf ihren Gesichtern lag ein entrückter Ausdruck. Sie spürten die Magie ungleich stärker und waren bereits dabei, das Ritual vorzubereiten, welches sie unbemerkt durch die magischen Banne bringen sollte. Sie stellten sich an den Ecken eines imaginären gleichseitigen Dreiecks auf und nahmen Asmodean in ihre Mitte. Dann begannen sie, die alten Zauberformeln aufzusagen.

Zunächst geschah nichts. Asmodean dachte schon, der Plan würde scheitern, und das Tauron sich geirrt hatte. Doch als er seinen Blick auf einen Punkt ausserhalb des von den drei Magiern gebildeten Dreiecks fixierte, wurde seine Sicht unscharf, verschwommen, als würde er durch einen Nebelschleier blicken. Innerhalb der Dreiecks jedoch konnte er normal sehen. Jaded, Tauron und Mordred zitierten nun lauter, sie schienen die Worte geradezu mit Gewalt aus ihren Mündern zwingen zu wollen. Der Nebelschleier ausserhalb des Dreiecks wurde immer dichter. Asmodean wusste, dass es kein wirklicher Nebel war. Die Welt wurde entrückt, und die drei Männer und die Frau befanden sich auf dem Weg.

Asmodean wurde unruhig. Schweiß stand auf Jadeds und Taurons Stirn. Mordred begann langsam zu schwanken. Die Macht, die sie lenkten, war schier unvorstellbar. Doch sie riefen weiter die magischen Worte. Dann spürte Asmodean etwas wie ein Zerren. Jede Faser seines Körper schien auf einen weit entfernten Ort zuzustreben. Erschöpfung zeigte sich auf Jadeds Gesicht, Taurons Stimme wurde schwächer, Mordred war auf die Knie gesunken, zitierte aber mit fester Stimme weiter. Das Zerren wurde stärker, schmerzhaft. Die Banne, schoss es Asmodean durch den Kopf. Sie waren in den Bannen gefangen und seine Kameraden versuchten alles, um den Weg zu erzwingen. Doch sie schienen zu scheitern.

Taurons Stimme war nur noch ein Flüstern. Mordred kniete noch immer, doch er hatte Mühen, die Worte der Macht zu sprechen. Jaded schwankte nun ebenfalls und brach in die Knie. Asmodean kniff die Augen zusammen. Seine Sicht wurde trübe, als er den Blick auf Jaded richtete. Der Schmerz in seinem Körper wurde immer stärker, das Zerren immer fordernder. Er sah auf Mordred. Er war nur noch wie durch dichten Nebel zu erkennen. Und als er seinen Blick auf Tauron richtete, sah er nur noch eine schemenhafte Gestalt. Sie schaffen es nicht, dachte Asmodean. Sein Blick wurde immer trüber, und nun wusste er, was geschah. Sie wurden getrennt!

Plötzlich wurde der Schmerz unerträglich. Asmodean schrie auf und sackte auf die Knie. Das Blut schien in seinen Adern zu kochen. Alles was er noch fühlte, war pure Agonie. Aus dem Nebel hörte er Jaded schreien. Taurons Stimme war verstummt, Mordreds nur noch abgehackt zu hören. Dann Stille...

Es dauerte eine ganze Weile, bis Asmodean wieder klar denken konnte. Nur langsam verschwand die Erinnerung an den Schmerz, der von einem Augenblick zum anderen verschwunden war. Mühsam richtete sich Asmodean auf. Als er sich nach seinen Kameraden umblickte, sah er, dass er alleine war. Mordred, Jaded und Tauron waren verschwunden. Jetzt erst nahm Asmodean seine Umgebung war. Er lag in einer dunklen Gasse, die mit Unrat verschmutzt war. Ratten huschten durch die Schatten, ein streunender Hund suchte in einem Abfallhaufen nach Essensresten. Am Ende der Gasse sah Asmodean den Lichtschein einer Strassenlaterne, Häuserfronten und dahinter ragte ein gigantisches Bauwerk auf: das Innere Heiligtum. Er war in der Tempelstadt. Seine Kameraden hatten ihn hineingebracht.

Einen Augenblick überlegte er, ob er nach ihnen suchen sollte, doch dann verwarf er den Gedanken. Er wusste nicht, wo sie waren, ob sie es überhaupt ebenfalls in die Stadt geschafft hatten. Sie wussten, wo der Geheimgang endete, durch den Asmodean in die Festung gelangen wollte. Dieser Geheimgang war bislang nur ihm bekannt und führte in seinem privaten Wohnbereich direkt im Heiligtum. So machte er sich alleine auf den Weg.
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BeitragVerfasst am: Sa Mai 22, 2004 3:49 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Endkampf

Asmodean stand vor der grossen eisenbeschlagenen Holztür, die einen der vier Zugänge zum inneren Heiligtum des Tempels bildete und lauschte. Wie durch ein Wunder war er bislang unentdeckt geblieben. Die Umwälzungen des Weltuntergang und die Truppen vor den Mauern der Ordensfestung hatten dafür gesorgt, dass der Tempel nahezu verlassen dalag.

Der Weg durch die Stadt hatte mehr Zeit in Anspruch genommen, als er gedacht hatte. Der Grund dafür waren die überall herumstehenden Menschenmengen, die sich auf den Plätzen und an Straßenkreuzungen versammelt hatten, um SEINE Gnade zu erflehen und ihn für die Bestrafung der Sünder zu preisen. Asmodean wusste, es war sinnlos. Die meisten Bürger der Stadt würden zurückbleiben und im Weltenfeuer vergehen, während sich das Innere Heiligtum in eine neue Welt überwechseln würde. Solange er es nicht verhindern konnte.

Oftmals musste er einen Umweg gehen, um diese Menschenmengen zu umgehen, oder er musste sich in einen dunklen Torbogen oder eine schmutzige Seitengasse drücken, um den Gardisten des Ordens zu entgehen, die in grossen Gruppen durch die Stadt patroullierten oder zur Stadtmauer liefen, vor der sich die Rebellenarmeen versammelst hatten. Einmal stiess er auf eine Gruppe von drei Wachen, denen er nicht mehr entkommen konnte, die aber ein schnelles Ende gefunden hatten und nun auf einem der vielen Scheiterhaufen, die in der Stadt brannten, lagen. Einen der Waffenröcke hatte Asmodean angelegt, das Gesicht in der dazu gehörenden Kapuze verborgen.

Dann war er schliesslich an seinem Ziel angekommen, einem kleinen verwilderten Park mit einer bescheidenen Kapelle zu SEINEN Ehren, der unbeachtet mitten in der Stadt lag. Magische Worte hatten den Altar zur Seite bewegt und den geheimen Gang freigelegt. Dem Gang folgend war Asmodean schliesslich in die Ordensfestung eingedrungen und war nun fast an seinem Ziel. Das Innere Heiligtum des Tempels und damit auch der Portalstein lagen genau hinter der Tür. Erneut lauschte er auf Geräusche, doch alles war still.

Dennoch zögerte Asmodean. SEINE Präsenz war allgegenwärtig zu spüren. ER sammelte SEINE Kräft für den letzten Schlag gegen diese Welt, der ihren Untergang vollenden würde. Asmodean verfluchte seine Feigheit. Er hatte sich von IHM befreit. ER würde ihn nicht aufhalten können. Zornig über sich selbst zog er Dolch und Schwert und öffnete leise die schwere Tür. Er warf einen Blick in den Raum und atmete erleichtert aus, als er feststellte, dass er verlassen war. Schnell trat er ein und schloss die Tür wieder hinter sich.

Der Raum lag im Halbdunkeln, nur beleuchtet von einem grossen Dachfenster, durch das schwaches Mondlicht viel, und einigen wenigen Leuchtkristallen, die in goldenen Wandhaltern hingen. Der Raum war aufwendig geschmückt mit Banner, Bildern und Statuen zu SEINEN Ehren. In der Mitte des Raumes war der Altar selbst, bedeckt von einem schweren Samttuch, auf dem eine Abschrift der Heiligen Schriften der Bloodsharks lag. Vier Türen führten in den Raum, eine jede genau den Himmelsrichtungen entsprechend. Asmodean hatte den Raum durch die Nordtür betreten.

Langsam schritt er durch die Schatten und lauschte auf Geräusche. Alles schien still zu sein. Dann trat er schliesslich an den Altar. Wieder lauschte er. Hatte er da gerade nicht ein Geräusch von der Südtür gehört? Schnell begab er sich in den Schutz einer Säule und wartete.

Nur Augenblicke, nachdem er sich verborgen hatte, öffnete sich leise die Tür, und eine Gestalt trat herein. Sie bewegte sich mit der Vorsicht und Heimlichkeit eines Eindringlings. Asmodean wartete noch einen Moment, dann fiel ein Lichtschein auf das Gesicht der Gestalt.

"Jaded", seufzte er erleichtert und deutlich hörbar auf und trat aus dem Schatten.

Jaded reagierte nicht, und Asmodean sah, dass sie einen abwesenden Ausdruck im Gesicht hatte. Er sagte noch einmal ihren Namen, diesmal bemerkte sie ihn.

"ER ist hier, ich kann seine Anwesenheit spüren", sagte sie.

"Hört nicht auf IHN", beschwor Asmodean sie. "Wenn Ihr Euch vor IHM verschliesst, kann er Euch nichts anhaben."

Jaded nickte zögernd. "Mordred", fragte sie nach einem Moment des Schweigens. Asmodean schüttelte den Kopf.

Plötzlich flog die Osttür auf, und zwei Wachen des Ordens betraten rückwärts gehend mit erobenen Schwertern den Raum. Ihnen folgte, in schwarz und rot gekleidet, Mordred. Sein Schwert und seine Kleidung waren von Blut befleckt, und er hatte ein höhnisches Lächeln aufgesetzt, als er die beiden Männer vor sich betrachtete. Er streckte sein Schwert weit von sich und machte eine einladende Geste. Die beiden Wachen zögerten, dann stürmten sie gemeinsam auf Mordred los.

Dieser wich dem Hieb des ersten Angreifers mit einer eleganten Drehung seines Körpers aus, während er das Schwert des zweiten mit seines Klinge abfing. Eine schnelle Bewegung mit der Klinge, das Schwert des Angreifers fiel aus dessen Hand und Mordreds Klinge drang in den Bauch des Feindes ein. Mit seiner freien Hand hatte er derweilen einen Dolch gezogen, den er dem an ihm vorbeigetaumelten Kämpfer in den Nacken stieß. Der Kampf hatte keine halbe Minute gedauert, da lagen beide Gegner tot am Boden.

Mordred stand einen Moment da, dann schrie er laut auf, eine Ausbruch elementarer Wut. "Geh raus aus meinem Kopf", brüllte er, "ich werde DIR nie mehr dienen!"

Asmodean und Jaded traten näher an ihn heran, vorsichtig, langsam, als würden sie sich einem wilden Tier nähern. Tatsächlich schien es im ersten Moment so, als wolle Mordred auf sie losgehen, doch dann erkannte er sie.

"Mordred", sagte Asmodean, "lasst Euch nicht zu sehr von Krul beherrschen. Ein Krieger, der nur dem blutgierigen Krieger folgt, wird bald dem Wahnsinn verfallen."

Mordred sah Asmodean an, dann wechselte es das Thema. "Wo ist nun der Portalstein, den wir zerstören sollen", fragte er.

"Ich sehe ihn nicht", sagte Jaded. "Kann er fortgeschafft worden sein?"

Asmodean bedachte die beiden mit einem belustigten Blick. "Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht", sagte er. Dann trat er an den Altar, fegte das Buch und das Samttuvh zur Seite und offenbahrte den Altar als das was er war: Der Portalstein des Ordens, der, durch Blutmagie und SEINE Macht die Festung von Welt zu Welt brachte.

Eine Weile standen sie nur da. Vor ihnen lag ein Weg, diese dem Untergang geweihte Welt zu verlassen, doch sie hatten sich selbst des Schlüssels für diesen Weg beraubt. Ohne SEINE Macht in ihrem Blut konnten sie die Energien des Portalsteins nicht wecken. Alles was sie tun konnten, war ihn zu zerstören, so dass die nächste Welt von SEINEN Dienern verschont bleiben würde.

"Wo ist Tauron", fragte Asmodean nach einer Weile.

"Er wurde von den Strömen der Magie abgetrieben", sagte Mordred. "Ich denke. er ist irgendwo ausserhalb der Mauern materialisiert."

"Reichen die magischen Kräfte zweier Zauberer aus, um den Stein zu zerstören", fragte Jaded. Asmodean schüttelte den Kopf.

"Ich bin mir nicht einmal sicher, ob die Macht dreier Magier reichen würde."

"Was tun wir dann", fragte Mordred zornig. "Wenn Ihr denkt, dass unsere Macht nicht ausreicht, warum habt Ihr uns dann hierhergebracht?"

"Weil wir es versuchen mussten", sagte Asmodean. "Wir sind Krieger, und dies ist unsere Verantwortung. Und lieber sterbe ich in dem Versuch, IHN SEINER Werkzeuge zu berauben, als dass ich seelenruhig abwarte, bis ER uns mitsamt dieser Welt vernichtet."

Mordred und Jaded schwiegen eine Weile, dann brach Mordred in lautes Gelächter aus. "Ihr habt recht, alter Freund. Wenn wir schon sterben müssen, dann soll zumindest die Welt durch unseren Tod erschüttert werden!"

Die beiden Magier stellten sich vor den Portalstein, jeweils auf gegenüberliegenden Seiten. Plötzlich wurde es kalt im Raum. Reif bildete sich auf den Rüstungen und Schwertern, den goldenen Verzierungen und den Leuchtkristallen in ihren goldenen Halterungen. Über dem Portalstein bildete sich ein Feuerwirbel, genährt von jedweder Wärme, die im Raum vorhanden war. Asmodean begann vor Kälte zu zittern, sein Atem wurde als weisser Dampf sichtbar. Der Feuerwirbel wurde grösser, erweiterte sich zu einem Feuerball. Dann fiel die glühende Kugel nach unten, auf den Portalstein. Eine gewaltige Explosion fegte durch den Raum, schleuderte Asmodean bis an eine Wand. Mühsam rappelte er sich wieder auf. Mordred und Jaded standen noch immer an derselben Stelle, nur ihre Kleidung schien ein wenig angesengt. Ihre Magie hatte sie vor den Auswirkungen ihres Zaubers geschützt. Dann fiel Asmodeans Blick auf den Portalstein, der rotglühend, aber unversehrt zwischen seinen beiden Begleitern stand.

Mordred und Jaded gingen zum nächsten Angriff über. Glas splitterte, als Blitze das Oberlicht zerschmetterten und in das Artefakt einschlugen. Der Stein blieb unversehrt, schien die Energie der atmosphärischen Entladungen zu absorbieren. Die beiden Magier schwankten, sie hatten ihre Magie heute schon mehrfach bis an die Grenzen ihrer Kräfte beansprucht. Asmodean schüttelte den Kopf. "Es hat keinen Sinn", schrie er Mordred und Jaded zu. Weitere Blitze zuckten aus dem Himmel in Portalstein, ohne etwas zu bewirken. Plötzlich brachen Jaded und Mordred vor Erschöpfung zusammen. Asmodean rannte auf Jaded zu und schüttelte sie. "Ihr müsst aufstehen", rief er. "Euer Wirken kann nicht vor dem Todeswunsch verborgen geblieben sein."

Mühsam kam Jaded auf die Beine, und auch Mordred stand langsam auf. Asmodean warf einen letzten Blick auf den Portalstein, der noch immer unbeschädigt in der Mitte des Raumes stand. Dann packte er seine Begleiter an den Armen und zog sie zur Nordtür.

"Dies ist der kürzeste Weg aus der Festung", sagte Asmodean und legte die Hand auf den Türgriff. Er zog, doch die Tür öffnete sich nicht.

"Vielleicht solltet Ihr drücken", meinte Jaded. Asmodean wunderte sich, dass sie in dieser Situation ihren Humor nicht verloren hatte. Er bedeutete ihr, die Westtür auszuprobieren, während Mordred zur Osttür ging und er selber die Südtür wählte. Doch alle Türen waren versperrt, keine liess sich öffnen. Asmodean zog sein Schwert, Jaded und Mordred taten es ihm gleich. Die drei sahen sich grimmig an. Sie waren entdeckt worden und saßen in der Falle, daran bestand kein Zweifel mehr. Nun konnten sie ihre Haut nur noch so teuer wie möglich verkaufen.

Plötzlich öffnete sich die Nordtür mit einem lauten Krachen. Die Türflügel flogen gegen die Wand. In dem nun offenen Durchgang stand, umgeben von einer grossen Schar Soldaten des Ordens, der Todeswunsch. Kaum hatten Jaded und Mordred ihn erkannt, da brachen sie auch schon schreiend zusammen, sich die Köpfe haltend. ER ging zu einem neuen Angriff auf die Geistesbarrikaden über, scheinbar stärker und brutaler als jemals zuvor. Langsam trat der Todeswunsch in den Raum.

Asmodean wollte sein Schwert heben, auf ihn zustürmen, ihm den Stahl in die Eingeweide treiben... doch er konnte sich nicht bewegen. Sein Körper unterhalb des Kopfes war wie erstarrt. Magie, schoss es Asmodean durch den Kopf. Einst hatte er den gleichen Zauber beherrscht. Der Todeswunsch stand mittlerweile fast vor ihm, in Reichweite seines Schwertes, doch seine Glieder gehorchten ihm nicht mehr.

Plötzlich verschwand das siegessichere Lächeln vom Gesicht des Todeswunsches. Er hielt den Kopf seltsam schräg, als würde er auf eine Stimme lauschen. Dann verzehrte Wut sein Gesicht.

"Verrat", rief er den Wachen zu. "Die Tore wurden geöffnet und die Abtrünnigen sind in die Stadt eingedrungen!"

Asmodean lachte laut auf. "Ihr wollt der neue Herr des Ordens sein und könnt nicht einmal Eure Freunde von Euren Feinden unterscheiden", fragte er höhnisch. Der Todeswunsch warf ihm einen vernichtenden Blick zu und wandte sich an die ihn begleitenden Soldaten.

"Geht, verteidigt das Heiligtum! Lasst keinen Abtrünnigen herein."

"Herr, was ist mit denen", wagte einer der Männer, auf die drei Eindringlinge deutend, zu fragen.

"Die zwei", der Todeswunsch deutete auf Jaded und Mordred, "werden IHM nicht mehr lange widerstehen können. Was meinen geschätzten Vorgänger betrifft, der hat meiner Macht nichts entgegenzusetzen. Geht jetzt!" Die Wachen verbeugten sich und eilten aus dem Raum.

Der Todeswunsch wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Feind zu. "Das Rote Meer hat mich also verraten", sagte er mit nachdenklichem Unterton. "Ich hätte nicht gedacht, dass gerade sie mich täuschen würden."

"Immer mehr Eurer Brüder erkennen SEINE wahre Natur. Ihr könnt nicht gewinnen!"

"Denkt Ihr", meinte der Todeswunsch. Dann schritt er durch den Raum und und stellte sich zu Mordred, der mittlerweile bewusstlos am Boden lag. "Seine Barriere ist beinahe durchbrochen. Bald wird er IHM wieder treu dienen." Er ging weiter zu Jaded. "Auch sie widersteht nicht mehr lange. Bald wird sie wieder ihrem wahren Gott dienen."

Asmodean hörte nicht mehr zu. Aus dem Augenwinkel hatte er bei Mordred eine Bewegung wahrgenommen. Doch als er nun genauer hinsah, konnte er nichts erkennen. Was war das gewesen, eine Sinnestäuschung? Asmodean glaubte es nicht. Als er genauer hinsah, meinte er schemenhaft eine Gestalt zu sehen. Er schüttelte verwirrt den Kopf und sah hinüber zu Jaded. Auch hier sah er einen strahlenden Schatten. Eine Frau...

Asmodean dachte angestrengt nach. Konnte es war sein? Konnten sie hier sein? Der Todeswunsch trat wieder zu Asmodean und beobachtete ihn neugierig. Asmodean wusste, er musste die Aufmerksamkeit des Todeswunschen auf sich lenken. Er würde zwar nichts gegen sie ausrichten können, aber scheinbar hatte ER sie noch nicht bemerkt. Doch wenn der Todeswunsch sie sah, würde ER ihre Anwesenheit bemerken...

Der Todeswunsch redete weiter auf Asmodean ein, doch Asmodean täuschte seine Aufmerksamkeit nur vor. Er sah, wie die Schatten in die Körper von Mordred und Jaded eindrangen. Die beiden erhoben sich leise, traten auf den Todeswunsch zu, lautlos wie Geister. Asmodean konnte ihre Gesichter nur schemenhaft wahrnehmen, es war, als würden sie von einem anderen Antlitz verdeckt, als würden sich zwei verschiedene Gesichter vermischen. Der Todeswunsch faselte immer noch etwas von IHM, SEINER Macht und Unfehlbarkeit. Jaded zog einen langen Dolch aus ihrer Scheide. "Alandra", entfuhr es Asmodean. Der Todeswunsch unterbrach seinen Redeschwall. Mordred zog sein Schwert. "Krul", sagte Asmodean. Der Todeswunsch sah ihn verwundert an, folgte seinem Blick und drehte sich dann um. Seine Augen weiteten sich vor Schreck, als zwei stählerne Klingen in seinen Leib eindrangen.

Die Starre viel von Asmodean, als der Todeswunsch zusammenbrach. Blut lief aus seinen Wunden, doch er atmete noch. Asmodean sank auf die Knie, doch Jaded, nein Alandra, packte ihn an den Schultern und hob ihn mühelos auf seine Beine. Sie schüttelte den Kopf.

`Es ist noch nicht vorbei´ erklang eine helle Stimme in seinem Kopf. Die Göttin, die von Jadeds Körper Besitz ergriffen hatte, deutete auf den Portalstein. `Mit SEINER Macht kannst du die Kräfte des Steins wecken und alle deine Brüder retten´

Asmodean sah Jaded/Alandra an, sah dann hinüber zu Mordred/Krul und erkannte in ihren Augen, was er tun musste. Ein Schatten manifestierte sich neben dem bewustlosen Todeswunsch. Die Drei Gesichter des Krieges waren vollzählig. Asmodean trat in die Mitte des Raumes, kniete vor den Portalstein. Der dritte Schatten drang in den Körper des Todeswunsches ein, dessen Wunden sich schlossen. Asmodean öffnete seine Seele. Todeswunsch/Vortas erhob sich, die drei Götter in ihren sterblichen Wirten traten hinter Asmodean. Jaded/Alandra legte ihre Hand auf Asmodeans rechte Schulter, setzte die Spitze ihres Dolches an seinen Rücken, dort wo sein Herz war. Asmodean legte die Hände auf den Portalstein und betete. Mordred/Krul legte seine Hand auf die rechte Schulter und die Spitze seines Schwertes auf Asmodeans Brust, wo das Herz war. "Grosser Gott des Resets", begann Asmodean. Er spürte, wie SEIN Blick nach ihm suchte. Doch die drei Götter hatten SEINE Sinne verschleiert. Todeswunsch/Vortas legte die Hand in Asmodeans Nacken und die Klinge eines Dolches an seine Kehle. "Ich habe gesündigt, doch ich öffne meinen Geist und unterwerfe mich wieder DEINEM Willen. Ich habe DEINEN Pfad verlassen, doch ich bitte DICH demütig, nimm mich wieder als deinen Diener." Asmodean spürte, wie die drei Gesichter des Krieges nach seinem Geist tasteten, bestimmte Bereiche seiner Seele verbargen, vor ihm selbst verschlossen. Er vergaß sie, vergaß ihre Anwesenheit und die Waffen, die seinen Leib bedrohten. Alles was es noch gab, waren er und der Gott des Resets. "Ich habe gefehlt, doch ich biete mich DIR an als DEIN williges Werkzeug, zu folgen DEINEM Pfad und zu verkünden DEIN Wort. Ich werde DEINE Gebote befolgen und jene strafen, die DEINE Gesetze brechen. Nimm mich!"

Plötzlich war ER wieder da, wieder in seinem Geist. SEINE Macht strömte durch seine Adern, SEIN Wille dominierte seinen Verstand. Er war wieder ein Diener des einen wahren Gottes, eine Inkarnation der Wahrheit, ein Avatar der Rechtschaffenheit, eine Klinge der Absolution. Er griff nach der Macht, die in seinem Blut, in seinen Adern floss. Er spürte die Seelen eines jeden Ordensmitglieds und griff danach. Überall in der Festung brachen die Bloodsharks schreiend zusammen, als ER auch wieder nach ihren Gedanken griff. Genugtuung erfüllte Asmodeans Geist. ER hatte gewonnen. Doch dann machte sich Verwunderung breit. Der Todeswunsch war tot, doch zwei andere Seelen konnte ER nicht erreichen.

Dann spürte Asmodean Schmerz und sah verwirrt auf die Klinge, die aus seiner Brust ragte. Ein Blutstrom floss daraus hervor und ergoss sich über den Portalstein. Eine zweite Klinge steckte bis zum Heft in seiner Brust und ragte aus seinem Rücken. Er wollte schreien, aber kein Ton drang aus seiner Kehle. Ein Schnitt hatte im die Stimme geraubt, und das Blut, welches aus seiner Halswunde floss und sich mit dem Blut seines Herzens auf dem Portalstein vermischte.

Er spürte Wut, doch es war nicht seine Wut. Der Gott des Resets, der bereits gedacht hatte, die Revolte, die sie unter SEINEN Dienern angezettelt hatten, wäre niedergeschlagen, erkannte SEINEN Irrtum. ER versuchte sich aus Asmodeans Geist zurückzuziehen und einen neuen Diener zu erwählen, doch es war zu spät. Das Blut, welches, angereichert mit SEINER Magie, aus Asmodeans Wunden floss, erweckte den Portalstein. Sie liessen die geschützen Bereiche von Asmodeans Seele frei. Erinnerungen kamen zurück, verdrängten die Todesangst. Asmodean griff die Stränge der Magie, die vom Portalstein ausgingen, und band sie um die Seelen der Bloodsharks. Die Ordensfestung erbete, als ER SEINEM Zorn freien Lauf liess. Dachbalken und grosse Mauerstücke fielen herab, begruben Menschen, Elfen, Zwerge und Orks gleichermassen unter sich. Die drei Gesichter des Krieges verliessen die Hüllen der Sterblichen, die ihnen als Avatare gedient hatten. Auch die Seelen von Mordred, Jaded und dem Todeswunsch wurden durch die Magie des Portalsteins gebunden.

Asmodean spürte, wie seine Seele seinen Körper verliess. Mit seinem Blut floss auch das Leben aus ihm heraus. Nun sah er die drei Götter deutlich vor sich, Alandra strahlend schön, Vortas voller Stolz und Edelmut und Krul grausam stark. Ein Tunnel aus Licht öffnete sich, und die Seelen der Bloodsharks traten eine Reise an, eine Reise in eine neue Welt, in der sie in neuen Körpern wiedergeboren werden würden. Asmodean sah ihnen nach. Einige fehlten, stellte er traurig fest. So war es jedesmal. Nie konnten alle gerettet werden. Er blickte ein letztes Mal in ihre Gesichter, warf einen letzen Blick auf die einstürzende Ordensfestung, die just in dem Augenblick von einer Weltumfassenden Feuersbrunst vernichtet wurde, dann folgte er seinen Kameraden in eine hoffentlich bessere Zukunft, frei von SEINER Herrschaft.
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Zuletzt bearbeitet von Asmodean am Do Jun 17, 2004 9:31 pm, insgesamt 3-mal bearbeitet
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BeitragVerfasst am: Do Jun 17, 2004 7:08 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Wiedergeburt

Eisige Winde wehten durch den Bergwald. Eine Schar von Menschen hatte sich um eine hölzerne Trage versammelt. Reisig war aufgeschichtet worden, viele der Menschen trugen Fackeln. Trauer lag in der Luft, den Frauen und auch vielen Männern liefen Tränen über die Augen. Ein junger Mann lag auf der Totenbahre, kaum dem Kindesalter entwachsen, dahingerafft von einem wilden Bären. Ein grobschlächtiger Dolch aus Feuerstein lag auf der Brust des Jungen, in einer Hand mit nur vier Fingern. Der Junge hatte das Tier mit diesem Dolch getötet, bevor er an seinen eigenen Wunden gestorben war. Den fünften Finger hatte das Raubtier abgerissen. Auf seiner Brust, im Bereich seines Herzens, waren zwei tiefe Wunden, auf seinem Rücken zwei weitere. Eine tiefe Schramme zog sich über seinen Hals, wo ihn die Pranke des Bären getroffen hatte.

Langsam traten die Männer mit den Fackeln näher an den aufgebahrten Toten und wollten das Reisig in Brand stecken. Plötzlich schrie eine der Frauen auf. Seine Augen würden sich bewegen, schrie sie. Sie war eine Bekannte seiner Eltern gewesen, bevor eben jener Bär, der ihm das Leben genommen hatte, alle seine Verwandten gerissen hatte. Andere Frauen traten zu ihr und wollten sie beruhigen, als weitere Stimmen aufschrien. Die Hand, die den Dolch hielt, war von seiner Brust gerutscht, als sich der Brustkorb, von tiefen Atemzügen erfüllt, langsam hob und senkte. Plötzlich richtete der Junge seinen Oberkörper auf und öffnete die Augen.

Die Männer und Frauen wichen verängstigt zurück. Furcht trat in ihre Augen, einige wollten nach primitiven Waffen greifen, andere hielten die Fackeln schützend vor sich. Die Frauen wurden eilig in die hinteren Reihen gedrängt. Der Junge schwang die Beine von der Bahre und betrachtete die Menschenmenge neugierig.

Ein alter Mann drängte sich durch die Menschen und trat vor den Jungen. Er schritt um ihn herum, scheinbar ohne Furcht, dann stellte er sich vor die anderen und rief ihnen etwas zu. Alle sanken auf die Knie...

***

Die Erinnerung an die Reise ist nur schwach. Ich erinnere mich an Licht, daran, wie ich von den anderen getrennt wurde. Dann verschwinden die Erinnerungen. Als sie wieder einsetzten, war es dunkel. Dunkel und kalt. Ich hörte Geräusche. Gemurmel. Wehklagen. Ich konnte mich nicht bewegen. Ein eisiger Wind wehte über meinen nackten Körper.

Körper? Ja, jetzt fühlte ich es. Ich hatte wieder einen Körper. Meine Seele war nicht länger ohne Hülle. Ich holte tief Luft. Es war ein wunderbares Gefühl, als sich meine Lungen nach einer scheinbaren Ewigkeit wieder mit Luft füllten. Erinnerungen drängten sich vor. Einige davon waren nicht meine. Der Körper, den ich nun bewohnte, hatte einem jungen Krieger gehört, einem Menschen. Er war, ohne es zu wissen, den Pfaden der drei gesichter des Krieges gefolgt. Seine Ehre hatte es von ihm verlangt, den Tod seiner Familie zu rächen. Er musste gewusst haben, dass der Kampf nahezu aussichtslos gewesen war, dennoch war er Vortas´ Weg gefolgt.

Ich richtete mich auf und öffnete die Augen. Ich sah in die Gesichter von Menschen. Sie fürchteten mich, das sah ich ihnen an. Sie hoben Waffen und stellten sich schützend vor ihre Frauen. Ich stieg von der hölzernen Liege und wartete, was passieren würde. Ein alter Mann kam nach vorne, scheinbar eine Art Stammesältester oder Schamane. Er betrachtete mich lange und von allen Seiten. Dann wandte er sich an die anderen.

"Seht!", rief er "Seht den Avatar des Krieges!" Raunen ging durch die Reihen, dann knieten sie nieder. Ich wunderte mich, doch scheinbar sahen sie in mir so etwas wie einen religiösen Führer. Nun, das sollte mir Recht sein. Ich spürte, dass die Zeit für mich langsamer verging als für normale Sterbliche. Ich war zwar nicht länger unsterblich, wie zu jenen Zeiten, als ich noch IHM, dem Weltenverbrenner, gedient hatte, aber mein Leben würde das Vielfache eines normalen Menschen dauern. Ich hob die Hand und sprach zu meinem neuen Volk, dass ich aus der Barbarei heraus zu kultureller Grösse und politischer Stärke führen würde. Dabei fiel mein Blick auf meine erhobene Hand. Vier Finger, dachte ich. Manche Wunden würden wohl niemals wieder heilen...

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BeitragVerfasst am: Do Okt 07, 2004 4:35 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Wir versammelten uns auf einem grossen Hügel, inmitten eines alten Steinkreises. Die Völker dieser Welt waren primitiv im Vergleich denen der alten Welt, die in den Feuern des Resets untergegangen war. Diesmal hatten wir keine Baumeister und Gelehrten, keine Schätze und Schriftrollen, keine Werkzeuge und Rohstoffe durch die Nebel zwischen den Welten gebracht. Der Portalstein war zurückgeblieben, gemeinsam mit unseren Untertanen, unseren Armeen und unseren Körpern...

Allein unsere Seelen haben den Weg in die Neue Welt gefunden. Ein jeder hatte sich einen neuen Leib gesucht, den Körper eines vor kurzem Verstorbenen, der ein Held für seinen Stamm gewesen war. Aus der Dunkelheit ins Licht, so fanden die Seelen der Bloodsharks ihr neues Leben und ihre neue Bestimmung. Die Trinität hatte uns gerettet, die drei Gesichter des Krieges, Alandra - Vortas - Krul!

Nun standen wir an diesem Ort in einer Welt, die uns unbekannt und neu war. Ein Ort der Macht, erzählten die alten Schamanen der Völker, die uns zu ihren Königen und Königinnen, ihren Kriegslord und Kriegsladys ernannt hatten. Alandra - Vortas - Krul hatten uns aus der Knechtschaft des Weltenvernichters gerettet und uns auf unseren alten Pfad zurückgeführt. Und an diesem Ort wollten wir ihnen die Treue schwören und uns ihrem Weg verpflichten, der von jeher unsere Bestimmung gewesen war.

Einer nach dem anderen knieten wir nieder, einen Kreis bildend, der konzentrisch war mit dem Kreis der Steine. Angeblich war dieser Kreis das genaue Zentrum der Welt, auf der wir uns befanden. Hier, so sagten die weisen Frauen meines neuen Volkes, war der Zugang zum Limbus zwischen den Welten, der alle Welten miteinander verband. Hier waren unsere Seelen in diese Welt gekommen und ausgeschwärmt, hatten sich ihre neuen Leiber gesucht und waren ins Leben zurückgekehrt.

Mein Blick wanderte über die Gesichter meiner Gefährten. Es waren unbekannte Gesichter, doch die Augen waren der Spiegel der Seelen, die in den Körpern wohnten, und diese Seelen erkannte ich. Die Flucht aus der Sklaverei des Blenders hatte unsere Seelen aneinander gebunden.

Nicht alle waren entkommen. Einige waren auf der Reise durch die Leere zwischen den Welten verschollen, andere waren mit der Welt vernichtet worden. Viele treue und tapfere Freunde waren nicht unter uns. Doch einige waren hinzugekommen, die unbewusst ins Geflecht der Seelen eingebunden worden waren, andere, die als vermisst galten und nun wieder Teil der Gemeinschaft sind.

Wir zogen unsere Waffen. Messer aus Feuerstein, Keulen, angespitzte Äste, die als provisorische Speere dienten. Noch mussten wir uns mit solchen primitiven Waffen zufrieden geben, doch mit der Zeit würden unsere Völker lernen, das Eisen aus dem Boden zu graben und daraus stählerne Schwerter zu schmieden, die Mächte der Natur und des Todes und der Elemente zu beschwören und Drachen und Einhörner zu zähmen. Doch dies würde noch eine lange Zeit dauern. Aber unsere Seelen waren noch immer verändert durch die Macht des Gottes des Resets. Sie konservierten unsere geborgten Körper, die von ihren ehemaligen Besitzern nicht mehr benötigt wurden, und gaben ihnen eine Lebensspanne, die das Vielfache eines normalen Sterblichen betrug. Wenn wir eines zu Genüge hatten, dann war es Zeit.

Mit den primitiven Waffen ritzen wir unser Fleisch und streckten dann die Waffen in die Mitte des Kreises. Die Spitzen berührten sich. Die Luft knisterte vor mystischer Energie, als wir unseren Bund mit der Trinität, den drei Gesichtern des Krieges, besiegelten. Im Chor sprachen wir unseren Eid.


"Wir, die Bloodsharks, geloben,
den drei Pfaden des Kriegers zu folgen.

Der Pfad des ersten Gesichts,
der Pfad Alandras,
der Pfad der strahlend schönen Jägerin,
Unheil abzuwenden
durch die Jagd auf unsere Feinde,
an Stärke und Macht zu gewinnen
durch die Eroberung von neuem Land,
Reichtum zu erlangen,
um das Volk zu ernähren.

Der Pfad des zweiten Gesichts,
der Pfad Vortas´,
der Pfad des stolzen Ritters,
zum Ruhme der Trinität,
zum Ruhme der Bloodsharks,
ehrenvoll zu streiten,
die Stärke zu beweisen
durch den Kampf gegen den würdigen Feind,
Gnade walten zu lassen gegenüber den Schwachen,
Treue zu halten gegenüber Freunden.

Der Pfad des dritten Gesichts,
der Pfad Kruls,
der Pfad des grausamen Schlächters,
sich zu ergötzen an der Schlacht,
das Blut des Feindes zu vergiessen,
mit dem Tod zu tanzen,
auf der Schneide des Schicksals zu wandern,
und lachend Unheil zu bringen über jene,
die sich der Herrschaft der Trinität
entgegenstellen."

Nicht alle sprachen wir jeden Teil des Eides. Einige wandten sich dem Lichtpfad Vortas´ zu, andere dem Dämmerweg Alandras, und einige folgten der dunklen Straße Kruls. Wieder andere schworen allen dreien treue, manche auch nur zweien. Doch auch wenn sich der Weg, den der einzelne zum Ziel wählte,von dem Weg anderer unterschied, so war das Ziel doch dasselbe.

Leben...

Ruhm...

Macht...

und schliesslich Unsterblichkeit!

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